„Helden wie wir“ fand ich damals urkomisch und „Sonnenallee“ habe ich auch bereits mehrfach gesehen. Da war es irgendwie selbstverständlich, dass ich für die Challenge 20 deutsche Autoren auch auf Thomas Brussig zurückgreifen werde. Wie gut, dass ich „Wie es leuchtet“ bisher noch nicht gelesen hatte!
In Thomas Brussigs Romanen dreht sich alles rund um die DDR und die Wiedervereinigung. Und da ich zu Zeiten des Mauerfalls mit meinen gerade mal 8 Jahren nicht wirklich verstanden habe, was das bedeutet, abgesehen davon, dass ich in der DDR Verwandte hatte, die ich nicht kannte, lese ich hin und wieder gerne mal ein wenig über diesen Part der deutschen Geschichte.
Klappentext:
Das Leben ist ein Märchen, erzählt von einem Narren – der große Roman von Thomas Brussig, der zwischen den Sommern ’89 und ’90 spielt, ist dieser Shakespearschen Erkenntnis dicht auf den Fersen. Seien Sie darauf gefaßt, dem glücklichsten Menschen der Welt zu begegnen, sieben unvollendeten Transsexuellen, einem Fotografen, der nur mit geschlossenen Augen fotografiert, einem DDR-Bürgerrechtler im LSD-Rausch, Lena, der rollschuhlaufenden Jeanne d’Arc von Karl-Marx-Stadt – und vor allem darauf, dass beim Einsturz Lärm entsteht.
Mein Leseeindruck:
…auf das alles war ich also gefasst und freute mich auf einen weiteren Deutschlandroman. Bekam ich, was mir versprochen wurde?
Gemeinsam mit verschiedenen Charakteren erleben wir die Zeit des „Rübermachens“, der Montagsdemonstrationen und des Mauerfalls. Wiedervereinigung ist in aller Munde und jeder hat seine eigene Art, mit den neuen Erfahrungen umzugehen. Sei es Lena, die Physiotherapeutin, die aus angestauter Wut einen Liedtext schreibt, das Lied aufnimmt und über Nacht zum Sternchen des Mauerfalls wird. Oder ihr „Bruder“, ein begnadeter Fotograf, der nie hinschaut, wenn er ein Foto macht – schließlich passieren die wichtigsten Dinge im Leben, wenn keiner hinschaut.
Besonders schön fand ich es, dass hier wirklich verschiedenste Schicksale, Altersklassen und Persönlichkeiten widergespiegelt wurden und man so ein etwas abgerundeteres Bild der Zeit bekommt.
Anstrengend hingegen fand ich es, in dieses Buch hineinzukommen. Dadurch, dass man recht häufig zwischen den Charakteren hin und her springt und sich auch zum Schluss hin keine wirkliche Verbindung zwischen allen Charakteren herstellt, hab zumindest ich das Gefühl, das mir hier doch etwas fehlt.
Auf der anderen Seite sind es hierfür vermutlich auch zu viele Charaktere, die ihre eigenen Wege gehen.
Was mir aber besonders gefallen hat war die blinde Teilnehmerin einer Führung durch die Liebermann-Ausstellung. Zu Beginn treffen wir die Dame, die die Führung übernimmt. Ihrem jungen Liebhaber berichtet sie von dem Erlebnis mit der Blinden, die sie dauernd verbessert hat und über die Farbkomposition etc. gesprochen hat, als würde sie das alles wirklich sehen. Wie in „Versteckte Kamera“ würde sie sich vorkommen. Doch eine Auflösung fehlte.
Gegen Ende des Romans ist es genau diese Blinde, die sich ein Arzt aus Münster ausgesucht hat, um ihr das Sehvermögen zu schenken – sein Bruder Leo Lattke, ein absolut von sich selbst überzeugter Journalist berichtet darber und wähnt die „Story seines Lebens“.
Es ist wirklich schwierig, die einzelnen Handlungsstränge hier aufzuführen. Nachher würde ich noch zu viel von dem Buch erzählen, als dass es jemand lesen möchte
Fazit:
Auf jeden Fall lesenswert für alle, die sich hin und wieder gerne mit dem Thema DDR/Wiedervereinigung auseinandersetzen möchten!
Thomas Brussig: Wie es leuchtet
Taschenbuch
Verlag: Fischer (20. Juli 2006)
Seiten: 608 Seiten
ISBN-13: 978-3596157990