13/2013 Antonia Michaelis: Der Märchenerzähler

Es ist eine aufregende Zeit für Anna: Sie ist 17, das Abitur steht vor der Tür und sie hat bereits unzählige Pläne für die Zukunft geschmiedet. Doch ein kleines, unscheinbares Erlebnis um Kollegstufenraum verändert Annas ganzes Leben. Sie findet eine Puppe unter dem Sofa, die ihrem Mitschüler Abel Tannatek oder vielmehr seiner kleinen Schwester gehört.
Abel ist in der Schule nur bekannt als der „polnische Kurzwarenhändler“ – keiner spricht mit ihm, keiner kennt ihn, aber viele kaufen ihre Drogen bei ihm.
Aufgerüttelt durch das Puppenerlebnis beginnt Anna ihn näher zu betrachten und sucht seine Nähe. Sie verfolgt ihn, um mehr über diesen mysteriösen Mitschüler zu erfahren, der in einer so anderen Welt zu leben scheint, als sie. Schnell erkennt sie eines: Abel ist ein wunderbarer Märchenerzähler, der seine Schwester liebt und fast alles tut, um sie zu beschützen. Es dauert lange, bis Abel Anna halbwegs vertraut und sie ein klein wenig an seinem Leben und seinen Problemen teilhaben lässt: der verschwundenen Mutter, dem Sozialamt, der neugierigen Nachbarin oder dem Vater seiner kleinen Schwester. Mehr und mehr erkennt Anna Parallelen zwischen Abels Geschichte und der Realität.
Auch die Geschehnisse im Ort selber machen Anna stutzig: zwei Menschen werden erschossen. Wer steckt dahinter? Kann es Abel sein? Oder vielleicht seine verschwundene Mutter? Was versteckt Abel vor ihr?

Mein Fazit
Ich habe vorab leider bereits ein paar Rezensionen über dieses Buch gelesen. Speziell Rezensionen, die sehr kritisch mit diesem Buch umgegangen sind. Dennoch habe ich versucht, das Buch so unbefangen wie möglich zu lesen.
Antonia Michaelis Ansatz, Realität und Fiktion in diesem Buch nebeneinander herlaufen zu lassen, wobei sie sich gegenseitig beeinflussen, fand ich wunderbar. Genau richtig, um gewisse Geschehnisse und Probleme für ein kleines Mädchen, wie Abels Schwester es ist, aufzuarbeiten. Doch auch für „uns Erwachsene“ ist dieses Märchen wunderbar zu lesen und speziell aufgrund der Parallelen zum Grübeln geeignet. Angelehnt ist dieses Märchen an „Der kleine Prinz“, den ich wunderbar finde.
Abel selbst ist mir vielleicht zu tragisch geschildert. Er bedient nahezu alle Klischees, die man sich nur vorstellen kann. Ja, es mag wirklich solche Extremfälle geben, aber ab und an würde man ihn gerne einfach mal durchschütteln oder schlagen, um ihn in die Realität zu holen.

Alles in allem hat mich die Geschichte mit all ihren Facetten jedoch so gefesselt, dass ich eigentlich kaum mehr Pausen beim Lesen machen wollte.

Antonia Michaelis: Der Märchenerzähler
eBook
Verlag: Oetinger
Seiten: 446
ASIN: B009R7U0TI

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