14/2013 Torsten Schulz: Nilowsky

Widerwillig zieht Markus Bäcker mit seinen Eltern an den Stadtrand Berlins. Beide haben im dort ansässigen Chemiewerk neue Jobs gefunden und starten glücklich in ihr neues Leben. Doch Markus ist in der neuen Umgebung alles andere als glücklich. Jeder vorbeifahrende Zug versetzt die kleine Wohnung in Vibrationen, es stinkt erbärmlich nach den Abgasen des Chemiewerks und irgendwie ist alles anders. Bis er eines Tages Nilowsky trifft, den Sohn des Kneipenwirts, der seine ganz eigene Auffassung vom Leben hat. Zwischen den beiden entsteht eine sehr außergewöhnliche Freundschaft, wenn auch diese sehr ungleich ist, denn der ältere Nilowsky übernimmt hier ein wenig die Führungsrolle. Doch Markus Eltern sind keineswegs mit dieser Freundschaft einverstanden, denn Nilowskys Vater ist Alkoholiker, treibt sich immer in der nähe der Baracke herum und verprügelt seinen Sohn. Doch Markus ignoriert, wie vermutlich jeder Jugendliche, die Ängste seiner Eltern und lernt so seine und Nilowskys große Liebe Carola, die mozambiquanischen Gastarbeiter, die das DDR Regime engagiert hat, und die alleinstehenden, älteren Frauen kennen, die sich um die Gastarbeiter kümmern.

Mehr und mehr entwicklen sich die beiden Freunde auseinander. Wollte Nilowsky nie wie sein Vater werden, so rutscht er genau in diese Schiene, macht seine Ausbildung zu Ende und lässt all seine angestauten Aggressionen schließlich an des Vaters Grab heraus und landet dafür im Gefängnis. Markus hingegen stürzt sich ins Lernen, ist der brave, angepasste Sohn und plant seine Zukunft. Nicht immer ist das Glück an seiner Seite, doch er hat ein Ziel vor Augen.

Mein Fazit
Ich muss sagen, es fällt mir nicht leicht, das Buch zusammenzufassen, ohne dabei bereits zu viel zu verraten. Torsten Schulz hat mit Nilowsky einen wunderbaren Roman geschrieben, der mich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken gebracht hat. Freundschaft, das Leben in der DDR – sowohl angepasst an das System als auch rebellierend dagegen – , Familie. In einem sehr ruhigen und oft auch melancholischen Ton schafft er es, die beiden Protagonisten so perfekt zu charakterisieren, dass man sich die beiden nur zu gut vorstellen kann und sogar versteht, was die Jungen verbindet.

Torsten Schulz: Nilowsky
Hardcover
Verlag: Tropen Bei Klett-Cotta
Seiten: 284
ISBN: 978-3608939712

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