16/2012 Walter Moers: Das Labyrinth der träumenden Bücher

Lange habe ich auf eine Fortsetzung der „Stadt der träumenden Bücher“ gewartet und nachdem sie endlich da war konnte ich es kaum erwarten, das Buch zu lesen. Hildegunst von Mythenmetz hat das Orm – den Geist des Dichters, die Inspiration – schon lange verloren und schreibt einfach nur runter ohne gegenzulesen oder sonstwas. Nein alles ist toll und soll direkt veröffentlicht werden. Noch dazu nimmt Hildegunst mehr und mehr zu, was mich bei den Ernährungsgewohnheiten nicht wundert. Gruselig sag ich nur…
Als sich eines Tages ein seltsamer Brief unter die tagtäglich eintreffenden Fanschreiben gemischt hat, stutzt Hildegunst nicht schlecht. Enthält der Brief doch genau den Text, den er erst in der Frühe geschrieben hat. Aber was ihn wirklich aus dem Konzept bringt ist der kleine Nachsatz – der Schattenkönig ist zurück…
War dieser nicht bei dem großen Brand in Buchhaim ums Leben gekommen? Hildegunst macht sich auf den Weg nach Buchhaim – zweihundert Jahre nach den Erlebnissen in der Stadt der träumenden Bücher und erlebt eine gänzlich andere Stadt, die aus der Asche emporgestiegen ist. Feuer ist verpönt und so ziehen sich Raucher unwürdevoll in die diversen Qualmoirs zurück, Librinauten – aus den Bücherjägern hervorgegangen – prägen das Stadtbild. Und riesige Rüssel führen in die tiefen des Labyrinths. Hildegunst benötigt einige Zeit, um seinen alten Freund den Eydeeten aufzusuchen. Schließlich hat man sich vor Jahren zerstritten, weil der Eydeet die Frechheit besessen hat, HIldegunsts literarische Ergüsse zu kritisieren – zu Recht!

Als Hildegunst nun endlich das Antiquariat des Eydeeten betritt, wird er bereits von diesem sowie der Schreckse Inazea erwartet. Schließlich haben beide ihm den geheimnisvollen Brief weitergeleitet. In Anlehnung an den großen Bücherjäger von vor 200 Jahren zelebriert der Eydeet nun seinen Tod und lässt Hildegunst ohne Erklärungen, dafür aber mit den Briefen der vergangenen Jahre gemeinsam mit der Schreckse zurück. Nachdem Inazea Hildegunst in die Geheimnisse des Puppetismus – einer beliebten Kunstform in Buchhaim – eingeführt und die anfängliche Abneigung sich nach und nach legt, beschließt Hildegunst ein Buch eben über diesen Puppetismus zu schreiben und in die tiefen dieser Kunst gänzlich zu versinken.

Auf seinem Weg trifft er Librinauten, ein Mitglied der Familie Smeik und viele spannende Lebewesen und Kunstformen. Doch erst das unsichtbare Theater führt ihn wieder in das Labyrinth. Und genau an dieser Stelle fängt die Geschichte an…

Und genau darüber habe ich mich wahnsinnig geärgert. Ich will mehr lesen. Hab ich mich doch zwischendurch geärgert, dass die Geschichte keine Fahrt aufnimmt und einfach nur vor sich hinplätschert. Ein geschickter Schachzug Herr Moers.

Alles in allem muss man das Buch natürlich mit seinem Vorgänger vergleichen… und da kann dieser Einstieg in eine weitere Geschichte nicht mithalten. Es fehlt die Spannung und das Abenteuer und die verdrehten Dichter- und Denkernamen zu entschlüsseln bringt auch nicht mehr die Überraschung, die der Vorgänger für mich bereithielt. Tja, was soll ich sagen. Zumindest die letzten Seiten versöhnten mich doch wieder, aber lassen zu viel offen. Eigentlich möchte ich jetzt direkt den nächsten Band lesen, bevor das Gefühl, endlich wieder in Buchhaim angekommen zu sein, wieder nachlässt.

Walter Moers: Das Labyrinth der träumenden Bücher
Hardcover
Verlag: Albrecht Knaus Verlag
Seiten: 432
ISBN-13: 978-3813503937

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