Diese Rezension bezieht sich auf die originalsprachliche Fassung.
Christoper ist ein ganz besonderer Junge. Er kann einem auf den Tag genau sage, wie alt er ist, ist wirklich gut in Mathe und Physik und kann nicht lügen. Denn würde er einmal versuchen, eine Lüpge zu erzählen, fielen ihm direkt all die anderen Sachen ein, die er statt dieser einen Lüge erzählen könnte und das würde nur noch zu Verwirrung führen. Er hasst es im Auto seiner Mutter zu fahren, es graust ihn, gelbe oder braune Sachen zu sehen geschweige denn anzufasssen. Aber sieht er morgens auf dem Weg zur Schule gleich 4 rote Autos hintereinander, dann kann es nur ein Guter Tag werden.
Christopher ist Autist und als solcher tut er sich schwer in der Interaktion mit anderen Menschen. Körperkontakt ist ihm ein Graus und mit fremden Menschen Reden, tut er schonmal garnicht. Doch als der Nachbarshund eines Nachts ermordet wird, beschließt Christopher einmal ganz mutig zu sein – er will den Mörder finden und dabei entdeckt er noch so manch andere Dinge. Und genau davon erzählt er uns.
Mark Haddon gelingt es ganz hervorragend, uns die Gedankenwelt eines autistischen Jungen näher zu bringen. Wie nimmt er die Welt wahr, was kann er nicht einordnen und wie schwierig sind für ihn doch ganz alltägliche Dinge, die wir ohne darüber nachzudenken immer schon getan haben. Nicht so Christopher, für ihn ist die Entscheidung Detektiv zu spielen und darüber zu schreiben eine wahre Herausforderung. Und da seine Denkweise sich doch sehr von beispielsweise meiner eigenen unterscheidet, wundert es auch nicht, dass seine Geschichte so ganz anders aufgebaut ist, wie „normale“ Bücher.
Statt durchgehenden Kapitelzahlen greift Christopher auf die Primzahlen zurück und erklärt dabei auf sehr einfache Weise, was Primzahlen überhaupt sind. Immer wieder schweift er von seiner eigentlichen Handlung, der Suche nach dem Mörder des Hundes ab, um Dinge zu erzählen, die ihm in den Sinn kommen und sich zu erklären. Dies war glaube ich einer der größten Kritikpunkte, die ich in Rezensionen gesehen habe, die das Buch eher schlechter bewertet haben. Ich persönlich kann mich dem nicht anschließen. Natürlich ist man es als Leser gewohnt, möglichst flüssigen Erzählungen zu folgen, sich an einer Spannungskurve entlangzuhangeln und nachher ein plausibles Ende zu haben. Jegliche Einschübe können diese Spannung schonmal zerstören.
Ich selbst habe das Buch allerdings nicht als Krimi gelesen, in dem es um die Aufdeckung des Mordes an einem Hund geht und ich denke auch, dass dies nicht die Intention Mark Haddons war, als er dieses Buch geschrieben hat.
Ich selbst habe vielmehr Parallelen zu Filmen und Menschen gezogen, die ich kenne und hatte doch so manchen AHA Effekt, wenn Christopher sein Unverständnis gegenüber Metaphern o.ä. kundtat.
Ich persönlich fand das Buch wirklich sehr sehr gut, weil es einem doch eine neue Perspektive liefert und dabei nicht so aufdringlich oder klischeehaft wirkt. Daher: absolut empfehlenswert!!
Mark Haddon: The Curious Incident of the Dog in the Night-Time
Taschenbuch
Verlag: Random House UK; Auflage: Export ed (1. April 2004)
Seiten: 224
ISBN-13: 978-0099470434