23/2011 Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen

Maria ist 16 und gerade bei ihrem Freund Johannes eingezogen. Hier auf dem Hof seiner Eltern in der DDR hilft sie nach und nach mit, sofern sie sich nicht in ihre Bücher verliert und die Sonne genießt. Besonders angetan hat es ihr hier Dostojewskijs „Die Brüder Karamasow“. Nur einer vernachlässigt sie permanent: während Johannes sein Abitur macht, schwänzt sie die Schule und plant keine wirkliche Zukunft.

In der dörflichen Gemeinschaft gelingt es ihr nach und nach, sich einen eigenen Platz zu erarbeiten, doch nach und nach entfremdet sie sich innerlich immer mehr von ihrer neuen Familie.
Der 24 Jahre ältere Henner, der innerhalb der Dorfgemeinschaft eine klare Außenseiterposition inne hat, scheint ein gewisses Interesse an der jungen Frau zu haben. Unmerklich baut sich eine gewisse sexuelle Spannung zwischen beiden auf, die Maria häufiger Angst macht, weil sie sich nicht wirklich einzuordnen weiß. Nachdem Henner sie eines Abends auf der Straße findet und sie nach Hause bringen will, entlädt sich die Spannung zwischen beiden in einer Mischung aus Sex und Gewalt. Maria versucht ihre Male vor Johannes zu verbergen. Doch auch wenn dies auf den ersten Blick sehr nach Vergewaltigung aussieht, ist dies der Beginn einer innigen Beziehung eines absolut ungleichen Paares. Mehr und mehr entfernt Maria sich von Johannes und seiner Familie und sucht immer neue Ausreden, um sich zu Henner zu stehlen. Doch eines Tages muss eine Entscheidung getroffen werden, denn Maria plagt das schlechte Gewissen…

Mein Fazit:
Eingebettet in die Zeit der Wiedervereinigung gelingt es Daniela Krien eine wunderbare und wirklich außergewöhnliche Liebesgeschichte zu erzählen, die einen jedoch nie vergessen lässt, dass sie in den letzten Monaten der DDR direkt nach dem Mauerfall spielt. Marias Wesen wird eindrucksvoll dargelegt, so dass die Zerrissenheit zwischen den Gefühlen zu Johannes Familie und zu Henner wirklich greifbar sind.
Auch die Familiengeheimnisse und das dörfliche Leben sind keine platten Nebensachen sondern werden liebevoll geschildert.

Mich persönlich erinnert das die Dorfgemeinschaft an die Heimat der Familie meines Großonkels, die ich in eben dem Jahr in der DDR besucht habe, in der diese Geschichte spielt.

Insgesamt hätte man einige Punkte vielleicht noch weiter herausarbeiten können. Einige Themen wie beispielsweise Jugendweihe werden zwar angerissen, aber nicht weiter vertieft. Daher gibt es von mir nur:

Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Hardcover
Verlag: Graf Verlag
Seiten:
240
ISBN-13: 978-3862200191

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