33/2011 Chris M. Wagner: Social Network – Die Bibliothek des Schicksals

Als doch sehr computeraffiner Mensch, der auch privat viel in Social Networks zugegen ist, sprach mich der Titel von Chris M. Wagners Roman sofort an. Was ich schließlich in den Händen hielt, war jedoch anders als erwartet.

Das Netz kennt dich, vermutlich sogar besser, als du dich selbst. Es hat sogar die Fähigkeit, dein Leben zu beeinflussen. Selbst wenn es dabei über Leichen gehen muss. Das wird Daniel Lang schmerzlich bewusst, als er auf dem Weg zu seinem Vorstellungsgespräch bei der IT-Firma FaTec ist. Plötzlich läuft sein ganzes Leben aus dem Ruder. Sein Taxi verunfallt, seine Freundin stirbt im Krankenhaus, er wird für den Mörder gehalten und wird von der Polizei gejagt. Doch seine merkwürdige Nachbarin Grace, die der Meinung ist, der Geheimdienst verfolge sie, steht ihm bei.
Schnell erkennen Sie, dass Grace Geheimdienst identisch ist mit der fremden Kraft, die Daniels Leben aus der Bahn geworfen hat – alle Spuren führen tief hinein in das Herz von FaTec.

Mein Fazit:
Ich selbst halte mich für einen computeraffinen Menschen. Ich arbeite damit, verbringe meine Freizeit damit, bin bei facebook, twitter etc pp aktiv und bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass ich Spuren im Netz hinterlasse, Informationen über mich und meine Person. Dass aber jemand dies nutzt, um mein Leben bewusst zu verändern, gar andere Menschen umbringt, finde ich doch ein wenig unrealistisch. Aber gut, Literatur soll ja nicht nur das wahre Leben abbilden, sondern darf und muss uns sogar in das Reich der Phantasie entführen.
Zu Beginn hat mich die Bibliothek des Schicksals schnell gefesselt und ich hatte die ersten 100 Seiten in Rekordzeit hinter mir. Doch dann lies irgendwie die Spannung nach. Immer mehr wird an verschiedensten Stellen in Schicksale eingegriffen oder ein Eingriff zieht viele viele weitere Handlungen mit sich, wie bei dem berühmten Schmetterling, der einen Hurrikan auslöst. Doch irgendwie fehlte mir durch diese Ansammlung von Abschweifungen der rote Faden. Auch die Charaktere hätten für mich persönlich etwas mehr Tiefgang haben können. Es fehlt irgendwie der Platz und die Zeit, um Grace und Daniel wirklich kennenzulernen und mit ihnen warm zu werden. Sprich ein wenig mehr Fokus auf die handelnden Personen wäre wirklich schön gewesen.

Chris M. Wagner: Social Network – Die Bibliothek des Schicksals
Taschenbuch
Verlag: ACABUS Verlag
Seiten: 285
ISBN-13: 978-3862820153

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32/2011 Kamal Ben Hameda: Sieben Frauen aus Tripolis

Das Jahr 2011 neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu – und es gibt wahrlich viele große Ereignisse, die uns aus diesem Jahr in Erinnerung bleiben werden. Untrennbar mit 2011 verbunden sind sicherlich die Revolutionen im arabischen Raum und nicht zuletzt der Sturz des Gaddafi-Regimes mit Hilfe des internationalen Militäreinsatzes in Libyen.
Daher freute ich mich besonders, als ich vom Graf Verlag das Rezensionsexemplar zu „Sieben Frauen aus Tripolis“ zugeschickt bekam.

Autor Kamal Ben Hameda schildert hier das Tripolis seiner Kindheit, was er sehr stark mit der Rolle der Frau verbindet. Ehemänner tauchen nur am Rande auf und so wird auch der Vater selbst kurz beschrieben als gläubiger Mann, der häufig betet und in die Moschee geht.

Tripolis selbst ist bunt gewürfelt, überall wimmelt es von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Glaubensrichtungen, der Duft von Gewürzen hängt in der Luft und die gleißende Hitze erschwert oftmals den Alltag. Mitten drin lebt „Hadachinou“ (bisher hab ich die Bedeutung dieses Kosenamens leider noch nicht ausfindig machen können) zwischen seiner Mutter und ihren Freundinnen und im Gegensatz zu unserem westlichen Verständnis beschreibt er die Frauen seines Lebens als überaus starke Personen. Natürlich haben die Frauen eine dem Mann untergeordnete Rolle inne, doch unter sich erfährt Hadachinou, was in den Frauen wirklich vorgeht, was für ein Bild sie sich von den Männern machen und wie ungerecht viele Männer mit ihren Frauen umgehen. Und so zeigt uns Hameda einmal die andere lebensfrohe und doch wirklich bunte Seite  Tripolis.

Mein Fazit:
Ich hab es genossen, endlich einmal ein Buch aus einer anderen Perspektive zu lesen. Und auch wenn die Hintergründe und Lebenswege der Frauen alles andere als schön sind und sie unterschiedlich tragische Schicksale erleiden, so kommt bei der Lektüre nie das Gefühl auf, dass die Frauen sich aufgeben. Nein der Blick ist nach vorne gerichtet und unter sich können sie ihr Leben in vollen Zügen genießen. Anders als vielleicht erwartet schicldert Hameda keine dunkle triste Welt in Tripolis, sondern begeistert einen von den starken Frauen.
Und man spürt bereits, dass Hadachinou mit einem ganz anderen Rollenverständnis aufwächst.

Kamal Ben Hameda: Sieben Frauen aus Tripolis
Hardcover
Verlag: Graf Verlag
Seiten: 144
ISBN-13: 9783862200238

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31/2011 Marko Leino: Wunder einer Weihnacht

Was gibt es Schöneres, als in der Vorweihnachtszeit das ein oder andere schöne weihnachtliche Buch zu lesen. Und obwohl mein SuB langsam aber sicher zusammenbricht, konnte ich mich nicht zurückhalten und hab mir in der zweiten Adventswoche „Wunder einer Weihnacht“ zu Gemüte geführt. Soviel schonmal vorab: eine wirklich zauberhafte Geschichte!!

Nikolas muss in der Weihnachtszeit einen schweren Schicksalsschlag verkraften, seine Eltern sowie seine kleine Schwester sind in der stürmischen See ertrunken. Fortan kümmert sich die Gemeinschaft des kleinen Fischerdörfchens reihum um den einsamen Jungen, der sich zunächst komplett zurückzieht. Doch nach dem ersten Jahr kann er wieder Menschen in sein Herz schließen und integriert sich in seine Familien. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit wechselt er die Familie und als Dank hinterlässt er den Kindern der Familie ein Weihnachtsgeschenk.

Nachdem Nikolas nach ein paar Jahren bei jeder Familie gelebt hat, nimmt ihn der alte Schreiner Lisakki bei sich auf. Im nu scheint Nikolas Leben ganz andere Bahnen zu nehmen, denn Lisakki mag keine Kinder und nutzt Nikolas als Hilfe in seiner Werkstatt. Doch in der ersten gemeinsamen Weihnacht erkennen die beiden, dass sie doch nicht so unterschiedlich sind und leben von nun an freundschaftlich zusammen und kümmern sich gemeinsam um die Weihnachtsgeschenke für die Kinder des Dorfes. Bis ein weiterer Schicksalsschlag Nikolas Leben nochmals durchschüttelt.

Mein Fazit:
Eine wirklich süße Weihnachtsgeschichte über die Herkunft des Weihnachtsmannes und den Brauch des Schenkens. Ach ja, Weihnachten kann so schön sein. Ich frage mich nur, wie Kinder heutzutage da noch zurecht kommen: Nikolaus, Weihnachtsmann, Christkind…
Aber die Geschichte selbst hat doch ein wenig Weihnachtsstimmung bei mir heraufbeschworen. Eine in der Weihnachtszeit absolut lohnenswerte Lektüre und sicherlich auch ein schönes Buch für junge Leser!

Marko Leino: Wunder einer Weihnacht
Taschenbuch
Verlag: rororo
Seiten: 278
ISBN-13: 978-3-499-24846-7

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30/2011 Britta Röder: Die Buchwanderer

Wenn Buchliebhaber über Bücher schreiben… dann geht es häufig eben auch um die Liebe zur Literatur. Ich selbst liebe „Die Stadt der träumenden Bücher“ von Walter Moers und freue mich schon wahnsinnig auf die Lektüre von „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ und habe massenweise weitere Bücher auf meinem Bücherstapel liegen, die auch von Buchliebhabern und über Buchliebhaber geschrieben sind. Denn was gibt es schöneres, als sich gänzlich in einem Buch zu verlieren?

Etwas befremdlich ist jedoch, was Ron eines Tages geschieht: Auf dem Weg zu einer Verabredung mit seinem Cousin begegnet ihm eine schöne Unbekannte, die ihn so in ihren Bann zieht, dass Ron ihr augenblicklich folgt und in der Bibliothek endet. Fasziniert beobachtet er, wie die Unbekannte ihre Buchauswahl trifft und ihm scheinbar ein Zeichen zukommen lässt. Kurzer Hand leiht er sich „Romeo und Julia“ aus und beginnt zu lesen. Statt jedoch zu seiner Verabredung zu gehen, findet er sich plötzlich mitten in Verona wieder und ist umringt von Shakespeares Figuren. Damit nicht genug findet er seine schöne Unbekannte wieder, in der Rolle der Rosalinde. Doch so plötzlich Ron in Shakespeares Werk hineingerutscht ist, genauso schnell findet er sich in seiner Wohnung wieder.
Fortan ist es sein einziges Ziel, Rosalinde wiederzusehen, denn auch sie scheint sich wirklich für ihn zu interessieren. Und sein Weg führt ihn über Puschkin bis hin zu Cervantes.

Mein Fazit:
Der Einstieg in das Buch fiel mir zunächst etwas schwer, was jedoch nicht mit der Sprache oder der Geschichte selbst zu tun hat. Vielmehr fand ich die Schrift etwas zu klein, was das Lesen anfangs etwas mühsam machte. Dabei habe ich bisher nie Probleme mit den Augen gehabt 😉
Inhaltlich war ich schnell gefangen von dieser außergewöhnlichen Geschichte und den liebevoll gezeichneten Charakteren. Ron, der wie aus dem nichts in ein Werk Shakespeares gezogen wird und sich dort in Shakespeares Rosalinde verliebt… versucht, sie in Puschkins Eugen Onegin für sich zu gewinnen, ohne dabei den Verlauf der Geschichte zu sehr zu beeinflussen bis hin zum dramatischen Höhepunkt an der Seite doch Quixotes und Sancho Panzas. Die Liebe zur Literatur und die Liebe zu einem außergewöhnlichen Menschen können wahrlich Grenzen einreißen.

Ich kann diesen Roman nur allen empfehlen, die sich schon viele Abende in guten Büchern verloren haben und nur ungerne in die Realität zurückgekehrt sind.

Britta Röder: Die Buchwanderer
Taschenbuch
Verlag: ACABUS Verlag
Seiten: 210
ISBN-13: 978-3862820177

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29/2011 Margaret Mazzantani: Das schönste Wort der Welt

„Das schönste Wort der Welt“… was mag dies wohl sein. Ich selbst tue mich wahnsinnig schwer damit, ein schönstes Wort der Welt zu küren, doch fällt mir spontan ein deutsches Wort ein, welches vor einigen Jahren als schönstes deutsches Wort gekürt wurde: Habseligkeiten.
Was also verbirgt sich hinter einem Roman, der eben jenen verheißungsvollen Namen trägt und den Leser bereits mit diesen ersten Worten grübeln lässt, um welches Wort es sich hier wohl handeln mag und worum sich dieser Roman wohl dreht.

Nach einem Ruf aus der Vergangenheit, welcher Gemma eines Morgens unerwartet ereilt, begibt diese sich mit ihrem Sohn Pietro, der sich durchaus etwas besseres vorstellen könnte als seine Ferien so zu vergeuden, auf die Reise nach Sarajevo. Der Bosnienkrieg hat der Stadt schwere Wunden zugefügt, von denen sie sich nur mühsam erholt. Doch für Gemma hat Sarajavo noch eine tiefergehende Bedeutung: hier lernte sie 1984 die Liebe ihres Lebens kennen – den Fotografen Diego aus Genua, der zugleich Pietros Vater ist. Diego selbst weilt leider nicht mehr unter den Lebenden, doch sein Vermächtnis, eine Reihe von Fotografien, sollen nun in Gedenken an den Bosnienkrieg ausgestellt werden.

Gemma selbst fühlt sich zurückkatapultiert in ihre Vergangenheit, die Liebe ihres Lebens und ihr eigenes Schicksal, welches unumstößlich mit dem Bosnienkrieg verwoben scheint.
Eine Geschichte rund um Liebe, Krieg, Hoffnung und Gerechtigkeit. Aber was nun das schönste Wort der Welt ist, sollte dann doch jeder lieber selbst beim Lesen herausfinden 😉

Mein Fazit:
Bereits kurz nach dem Bosnienkrieg habe ich mich einmal mit diesem Thema auseinandergesetzt. Allerdings war dies ein wirklich schlechtes Buch, das einem die Schrecken des Krieges irgendwie nebensächlich erscheinen lies. „Das schönste Wort der Welt“ hingegen, welches ich via bloggdeinbuch.de erhalten habe, hat mich doch nachhaltig beeindruckt. Allein sprachlich gelingt es Margaret Mazzantani eine wunderbare Stimmung zu kreieren, durch die man sich als Leser hervorragend in das Gefühlsleben der Charaktere hineinversetzen kann und alle Berg- und Talfahrten hautnah miterlebt. Dabei ist die Grundstimmung doch irgendwie ruhig und unaufdringlich. Meiner Meinung nach sprachlich und inhaltlich ein absolutes Meisterwerk, das ich jedem nur empfehlen kann.

Margaret Mazzantani: Das schönste Wort der Welt
Hardcover
Verlag: DUMONT
Seiten: 704
ISBN-13: 978-3832195366

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28/2011 Douglas Coupland: JPod

Programmierer sind eine ganz spezielle Spezies: in sich gekehrt, weltfremd und mit möglichst wenig sozialen Kontakten. Zumindest ist das das gängige Bild, was man von Programmierern im Allgemeinen hat. Douglas Coupland entführt uns in seinem Roman „JPod“ mitten hinein in die Welt der Computerspielprogrammierer, speziell sogar in den JPod, einen Zusammenschluss aller Programmierer, deren Nachnamen mit J beginnen – daher dann auch der Name des Romans :) Und was wir hier erleben schweift dann doch in weiten Teilen von den Klischee ab, welches wir gerne von Programmierern haben – aber keine Angst, das ein oder andere Klischee bleibt natürlich erhalten 😀

Ethan Jarlewski nimmt uns mit auf eine Reise durch seine Welt. Mit möglichst wenig Motivation und Arbeitseifer und einem erstaunlichen Maß an Überstunden – wobei man sich oft genug fragt, warum denn da überhaupt überstunden anfallen, aber ganz klar: Alibi –  programmieren er und seine Kollegen nun eine Schildkröte (!) in das eigentlich schon fertige Skaterspiel hinein. Aber wenn der Sohn des Chefs nunmal auf Schildkröten abfährt…
Viel spannender als der Büroalltag ist jedoch Ethans Leben neben dem Büro:
Seine Mutter baut im Keller des Elternhauses Hanf an und muss schonmal zum Geldeintreiben große böse Rocker mit Pistolen bedrohen, und wenn dann noch ein kleines Hundchen seine Zähne in ihre Wade rammt, dann muss auch dieses kleine Lebewesen daran glauben.
Ethans Vater lebt seine Midlifecrisis vor der Kamera aus. Doch die erste Sprechrolle lässt ewig auf sich warten, dafür hat er aber nach kürzester Zeit eine Stalkerin an den Fersen, die er so schnell nicht mehr los wird und die zu allem Überfluss den Dude, die Lieblingspflanze von Ethans Mutter, zerstört.
Ethans Bruder weicht auch ein wenig von der Norm ab. Als Immobilienmakler hilft er nebenbei noch einen Menschenschmugglerring und quartiert mal eben eine ganze LKW-Ladung Flüchtlinge in Ethans Wohnung ein. Der Chef des Menschenschmugglerrings Kam-Fong zeigt sich hierfür erkenntlich und schleust sich gleich mit in Ethans Freundeskreis ein. Alle lieben ihn – und das nicht nur, weil er eine ganze Ladung Kokain in die JPod-Cola mischt.

Und natürlich darf auch Doglas Coupland selbst nicht fehlen. Wird er zunächst nur nebenbei erwähnt und sein schriftstellerisches Können belächelt, so sitzt er nachher Leibhaftig mit Ethan zusammen im Flieger nach China und bleibt bis zum bitteren Ende Element des Romans.

Was sich bereits bei der Zusammenfassung etwas konfus und turbulent anhört, entpuppt sich auch wirklich als rasante, abstruse und wirklich komische Geschichte mit vielen vielen besonderen Charakteren, die alle auf ihre Art liebenswert sind. Viele Leser mögen sich an den Einschüben stören, so liest man beispielsweise seitenlang Primzahlen oder bekommt Pi bis auf die 1.000. Stelle aufgeführt, doch für mich persönlich passte dies perfekt in die Geschichte. Erinnerte es mich doch in weiten Teilen an meinen Arbeitsalltag. Wobei wir unsere Zeit nicht mit lustigen Spielchen verbringen, sonder tatsächlich sehr konzentriert arbeiten. Aber auch wir haben mal unsere verrückten 5 Minuten.

Alles in allem kann ich diesen Roman nur wärmstens empfehlen:

Douglas Coupland: JPod
Hardcover
Verlag: Tropen
Seiten: 520
ISBN-13: 978-3-608-50103-2

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27/2011 Lisa McMann: Gone

Diese Rezension bezieht sich auf die originalsprachliche Fassung.

Das Ende einer Trilogie, aus der man noch einiges mehr hätte herausholen können. Janie und Cable erholen sich gerade von ihrem letzten Einsatz, nach welchem Janie in der gesamten Stadt nur noch als narc girl (Drogenfahnderin) bekannt ist. Ein Glück, dass die High School Zeit vorüber ist und bald ein neues Leben anfängt. Doch was genau Janie in diesem neuen Leben erwartet, muss sie erst noch entscheiden: Totale Isolation und dabei körperliche Unversehrtheit oder Hilfe für andere Menschen und Cables Liebe, dafür aber blind und gelähmt. Dass Cables Träume sich auch nur noch um ihr Schicksal drehen, macht das ganze nicht einfacher und auch während des gemeinsamen Urlaubs scheint ein Abschalten geschweige denn eine Aussprache zwischen Janie und Cable unmöglich. Als eines Tages Carrie verzweifelt versucht, Janie zu erreichen und auf der Mailbos nur Satzfetzen zu erkennen sind, die sich um ihre Mutter und ein Krankenhaus drehen, brechen Janie und Cable den Urlaub schnell ab. Doch nicht Janies Mutter liegt im Krankenhaus, Janies Vater, den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat.

Janie lernt in diesem letzten Band einiges über ihre eigenen Wurzeln und den Vater, der scheinbar nicht einmal weit entfernt von ihr gelebt hat. Hat er sich wirklich nie um sie kümmern wollen und ist er der Grund für die Alkoholsucht ihrer Mutter?

Inhaltlich fand ich diesen letzten Band wirklich mehr als spannend. Janies Beziehung zu Cable, die Beziehung ihrer Eltern und die schweren Entscheidungen, all dies wird wirklich interessant aufgearbeitet, auch wenn oft genug die Tiefgründigkeit fehlte und entscheidende Gespräche sogar komplett aus dem Buch gestrichen wurden, was wirklich schade ist.
Alles in allem könnte man wirklich noch einiges mehr aus dieser Reihe herausholen. Man hat nicht das Gefühl, dass man am Ende angelangt ist. Prinzipiell könnte hier eine weitere lange Buchreihe dran anknüpfen, denn Stoff für mehr ist ohne Frage vorhanden.

Mein Fazit:
Ein wirklich interessanter Ansatz, der uns auch einige negative Aspekte der besonderen Fähigkeiten aufführt und einmal kein perfektes Happy End bietet (damit sage ich hoffentlich nicht schon zu  viel 😉 ).

Lisa McMann: Gone
Taschenbuch
Verlag: Simon Pulse (EN)
Seiten: 214
ISBN-13: 978-1416979210

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26/2011 Lisa McMann: Fade

Diese Rezension bezieht sich auf die originalsprachliche Fassung.

Seit Cables letztem Auftrag sind nun einige Wochen vergangen und endlich steht Janies erster Einsatz als verdeckte Ermittlerin an. Auf der Notfallnummer der örtlichen Highschools sind zwei merkwürdige Anrufe eingegangen, die darauf hindeuten, dass ein Lehrer sich sexuell an einer Schülerin vergangen hat. Doch da die Informationen des anonymen Anrufers mehr als dürftig sind, muss Janie besonders gründlich in die Träume ihrer Mitschüler hineinhorchen und Lehrer beobachten. Auch wenn Cable garnicht damit einverstanden ist, dass seine Freundin sich damit in Gefahr  bringt… Einzig die Tatsache, dass Janie ihren Körper mit Krafttraining und genügend Nahrungsreserven, die sie nun immer bei sich trägt, stärkt und pflegt, beruhigen ihn etwas und trösten auch über die Tatsache hinweg, dass er in der Öffentlichkeit nicht zu seiner Beziehung stehen darf.

Mein Fazit:
Insgesamt fand ich diesen zweiten Band noch einen Tacken besser als den ersten. Janie lernt unheimlich viel über sich und ihr eigenes Schicksal und ich als Leser hatte genug Möglichkeiten hierbei zu spekulieren. Besonders der Charakter des Captains wird in diesem Band etwas weicher gezeichnet. Sie erhält einige sehr menschliche Züge, die bei dem scheinbar doch eher Drillinstructor-Wesen bisher sehr zu kurz kamen. Sie scheint Janie in ihr Herz geschlossen zu haben und ahnt, welch schweres Schicksal auf Janie zukommen wird und möchte ihr beistehen.
Einziges Manko, was ich hier sehe ist, dass der erste Polizeieinsatz für Janie doch sehr konstruiert wirkt. Janie muss nicht viel machen und schwupp weiß sie, wer dahinter steckt. Etwas Spannung kommt hier dann jedoch auf, als Janie für handfeste Beweise sorgen muss. Doch ich hätte mir vorher schon deutlich mehr davon erwartet.
Auf Deutsch hätte ich das Buch bestimmt längst auf Seite gelegt 😉

Lisa McMann: FADE
Taschenbuch
Verlag: Simon Pulse (EN)
Seiten: 272
ISBN-13: 978-1416974482

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25/2011 Lisa McMann: Wake

Diese Rezension bezieht sich auf die originalsprachliche Fassung.

Wir brauchen Träume, um die Geschehnisse des Tages verarbeiten zu können. Oft sind hier ganz private Dinge enthalten – seien sie nun schön, wie der Traum über einen geliebten Menschen, oder grausam, wie ein immer wiederkehrender Alptraum, der einen nicht loslassen mag. Egal was wir träumen, wir selektieren ganz genau, wem wir welche Teile unserer Träume erzählen.

Janie ist 17 und träumt man in ihrer Gegenwart etwas, so weiß sie anschließend haargenau, was wir geträumt haben. Denn sie wird automatisch mit in diesen Traum hineingezogen – ob sie will oder nicht. Wobei sie das meist nicht will. Da sie bereits seit ihrem 8 Lebensjahr damit zurechtkommen muss, sind Übernachtungspartys oder Mädelsnächste nahezu nie vorgekommen und das Schließen von Freundschaften ist dadurch noch um einiges schwieriger.
Als die gleichaltrige Carrie im Nachbarhaus einzieht, hat Janie endlich eine Freundin gefunden, auch wenn sie ihr Geheimnis immernoch für sich behalten muss.

Nur vor einem kann sie dies nicht lange geheim halten: Ihr Klassenkamerad Cable erlebt auf der Klassenfahrt direkt mit, wie Janie von Traum zu Traum gezogen wird und macht sich große Sorgen um sie. Nach und nach  verlieben sie sich ineinander, doch auch Cable scheint ein Geheimnis zu haben – oder spielt er hier ein falsches Spiel mit Janie?

Mein Fazit:
Wake ist definitiv eines der Bücher, bei denen ich mich darüber freue, es nicht auf Deutsch zu lesen. Sprachlich ist es doch wirklich einfach gehalten und wirkt auch nicht sonderlich tiefgründig. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, scheint sehr nett zu sein. Für den ersten Band hätte ich mir allerdings etwas mehr Substanz erhofft. Nachdem ich die 200 Seiten nun gelesen habe, hab ich nicht das Gefühl, dass mir hier bereits eine in sich geschlossene Handlung vorliegt. Eher eine etwas länger gehaltene Einleitung. Dafür hätte man die Geschichte allerdings nicht in 3 Bücher unterteilen müssen. Schauen wir jedenfalls mal, was die weiteren Bände so hergeben.

Lisa McMann: Wake
Taschenbuch
Verlag: Simon Pulse (EN)
Seiten: 224
ISBN-13: 978-1416974475

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24/2011 Esther Kinsky: Banatsko

Esther Kinsky hat es mit Ihrem im Frühjahr 2011 erschienen Roman Banatzko leider nicht bis auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2011 geschafft, doch freue ich mich, dass ich mein neugieriges Näschen in diesen Roman stecken durfte, denn allein sprachlich gesehen ist er wirklich empfehlenswert.

Unter dem Motto „Nur gegenseitiges Verständnis kann ein erträgliches Verhältnis schaffen…“ reiste Esther Kinsky mit einem Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung ins ungarische Battonya, wo die ursprünglich aus dem Bonner Umland stammende Schriftstellerin neben Berlin ihren Wohnsitz aufgeschlagen hat.

Mein Fazit:

Ich muss sagen, ich tue mich ab und an schwer mit Büchern, die keine wirkliche Handlung haben und keine festgelegte Geschichte erzählen. Man neigt zu oft dazu, nach einzelnen Kapiteln,das Buch einfach wieder auf Seite zu legen und nebenbei dann doch wieder etwas zu lesen, das einen mehr fesseln kann.  Und so braucht man ewig, um dieses Buch zu Ende zu lesen und nicht selten verfehlt es seine Wirkung.
Esther Kinskys Roman – wenn man es denn einen Roman nennen kann – fasst einzelne Begebenheiten, Begegnungen und Eindrücke eines Menschen zusammen, der eine ganze Weile in Banatsko  lebt und sich dort weitestgehend in das ruhige und dörfliche Leben in der Nähe der Grenze integriert. Sofern dies bei einer so eingeschworenen Gemeinschaft denn überhaupt möglich ist. Mit viel Gefühl und Poesie in der Sprache vermittelt sie so ein wirklich einmaliges Bild einer Gegend, die vielen vermutlich gänzlich unbekannt ist.

Allen Bedenken zum Trotz habe ich das Buch nicht wirklich oft auf Seite gelegt und auch wenn ich für andere Bücher mit einer ähnlichen Seitenanzahl vermutlich deutlich weniger Zeit hätte investieren müssen, so dass ich recht zügig das Buch für mich entdeckt habe und ich mich voll und ganz in Esther Kinskys poetische Sprache verlieren konnte sowie die Dorfbewohner Banatskos auch wahrlich liebgewonnen habe.

Esther Kinsky: Banatsko
Hardcover
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Seiten: 242
ISBN-13: 978-3882217230

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