42/2012 T.C. Boyle: Das wilde Kind

Was ist dem Menschen angeboren und was durch die Gesellschaft erlernt? Eine Frage mit der wir spätestens im Pädagogik oder Philosophieunterricht das erste Mal konfrontiert wurden. Vielen klingelt dabei sicherlich auch noch der Name Jean-Jacques Rousseau in den Ohren.

T.C. Boyle widmet sich mit „Das wilde Kind“ dem jungen Victor von Aveyron der ebenfalls in der Wildnis aufwuchs und sein Leben ausschließlich auf Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet hatte. Im Herbst des Jahres 1797 wird Victor, der zu diesem Zeitpunkt noch ohne Namen ist, aus seinem natürlichen Umfeld herausgerissen und nach einigem Hin und Her unter staatliche Obhut gestellt. Seine Betreuer, die glücklicherweise langfristig mit ihm arbeiten. Doch Victor macht nicht die von der Obrigkeit gewünschten Fortschritte und kann sich in Gesellschaft weiterhin nicht korrekt benehmen. Auch ein letzter Versuch, die Obrigkeit davon zu überzeugen, dass Victor ein Gerechtigkeitsempfinden angenommen hat, bleibt aussichtslos. Schließlich wird die Erziehung eingestellt und Victor der Obhut seiner bisherigen Bezugsperson unterstellt.

Wie üblich bezieht sich T.C. Boyle auf eine wahre Begebenheit und baut diese sehr emotional auf. Durch die wechselnden Perspektiven – man steht einmal auf der Seite der „Erzieher“ und einmal auf Victors Seite – hat man als Leser einen ganz anderen Zugang zu dem wilden Kind und schwankt häufiger zwischen „Lasst den armen Jungen doch so leben, wie er es bisher kennt“ und „Wie kann man denn einfach so ein Kind aufgeben“.

T.C.Boyle: Das wilde Kind
Taschenbuch

Verlag: dtv
Seiten: 112
ISBN-13: 978-3423140652

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41/2012 Kazuo Ishiguro: Als wir Waisen waren

Christopher Banks ist der berühmteste Detektiv im London der 30er Jahre. Seine Erfolge ermöglichten ihm den Eintritt in die Kreise der gehobenen Gesellschaft und wo auch immer er auftaucht trifft er auf bewunderer seiner Arbeit. Auch wenn er als Jugendlicher im Internat des öfteren wegen seines ungewöhnlichen Berufswunsches belächelt wurde. Doch einen Kriminalfall hat er bis heute nicht lösen können… die Entführung seiner Eltern in Shanghai. Und so führt diese unerledigte Aufgabe ihn in das Shanghai seiner Kindheit zurück und er versucht mit Erinnerungsstücken aus seiner Jugend im „heutigen“ Shanghai, das schwer gebeutelt ist vom Krieg gegen die Japaner.

Schnell führt ihn seine Recherche auf die Spuren der Opiumhändler und Warlords, denn obwohl sein Vater für eine britische Firma arbeitete, die den Opiumhandel aus eigennützigen Gründen unterstützte, war seine Mutter eine entschiedene Gegnerin gegen den Opiumhandel und machte sich als Aktivistin auf diesem Gebiet einen Namen. Schnell ist Christopher überzeugt, dass seine Eltern noch leben und nach den vielen Jahren, die seither vergangen sind, noch immer in einem Haus in Shanghai gefangen gehalten werden. Kann er sie noch rechtzeitig retten, bevor sie Opfer des Krieges werden?

Mein Fazit:
„Als wir Waisen waren“ ist mein dritter Ishiguro und wird garantiert nicht der letzte Roman sein, den ich von diesem brillianten Autor gelesen habe. Dieser Roman ist deutlich mehr als eine Detektivgeschichte und lässt sich auch in keinster Weise mit den Ermittlern von Beckett und wie sie alle heißen vergleichen. Ishiguro hat einen literarischeren Anspruch, dem er in all seinen Werken gerecht wird. Ein absolut grandioser Schriftsteller, dem jeder einmal eine Chance geben sollte.

Kazu Ishiguro: Als wir Waisen waren
Taschenbuch
Verlag: btb
Seiten: 352
ISBN-13: 978-3442729814

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40/2012 Simon Beckett: Verwesung

Gut 5 Monate ist es her, dass ich das letzte Mal in einen David Hunter Fall hineingezogen wurde. Nun war es endlich an der Zeit, seinen vierten Fall aufzurollen, der uns zudem ein gutes Stück zurück in seine Vergangenheit bringt und uns dabei auch noch einiges über die letzten Tage mit seiner Familie verrät.

Der unerwartete Besuch eines alten Kollegen und ehemaligen Freundes wühlt in David nicht nur die Erinnerung an Frau und Tochter sondern auch an einen längst abgeschlossen geglaubten Fall wieder auf, den David kurz vor dem Unfall vor vielen Jahren löste. Nun ist der Täter Jerome Monk ausgebrochen und versteckt sich vermutlich in dem Moor, in dem vor Jahren eine der Leichen gefunden wurde. Bis heute fehlt von den weiteren Opfern trotz Geständnis jede Spur.

Als auch die damalige Kollegin Sophie, die als psychologische Beraterin den Fall mit betreute, ihn unverhofft anruft, wird David automatisch mit in den Fall gezogen. Denn Sophie hat sich das Ziel gesetzt – und dies den Müttern der Vermissten versprochen – die Leichen zu finden, damit auch diese Opfer endlich ihre letzte Ruhe finden können. Doch schon bevor David und Sophie sich treffen können wird Sophie in ihrem Haus überfallen und muss zunächst ins Krankenhaus. Widerwillig widmet sich David den Ermittlungen, die ihn auch in die Fänge von Jerome Monk führen. Doch irgendetwas verheimlicht Sophie ihm, was für den Fall von Relevanz sein könnte.

Mein Fazit
Ich weiß ehrlich nicht, warum ich so lange gewartet habe. Lag das Buch bereits seit Sommer 2011 in meinem Regal und wartete darauf, endlich gelesen zu werden. Vielleicht hatte ich einfach Angst, dass mich dieses Buch nach dem letzten, welches mir wirklich gut gefallen hat, einfach entäuscht.
Ich muss gestehen, dass mich das Buch bei Weitem nicht so begeistert hat wie sein Vorgänger, doch von Enttäuschung würde ich hier wirklich nicht sprechen. Der Fall ansich ist wirklich spannend aufgebaut, doch ich muss gestehen, dass ich die Lösung einfach viel zu früh entdeckt hatte. Und je mehr Seiten dann noch übrig sind, desto schleppender liest sich der Rest des Buches.

Simon Beckett: Verwesung
Hardcover

Verlag: Wunderlich
Seiten: 448
ISBN-13: 978-3805208673

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38/2012 Andri Snaer Magnason: LoveStar

Gut, dass meine Freunde wissen, wie sehr ich Bücher liebe. So bekam ich nämlich zu meinem Geburtstag Andri Anaer Magnasons LoveStar mit dem Hinweis, dass es sich um eine Groteskte handelt und ich den Klappentext am besten ignorieren sollte. Hörte sich spannend aber auch gleichzeitig verwirrend an, denn natürlich habe ich den Klappentext gelesen, da mein guter Freund sich so schwer tat, mir mehr über das Buch zu erzählen. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe und Zeit hatte, es sacken zu lassen, kann ich ihn umso besser verstehen. Denn auch mich fällt es schwer, das Buch wirklich zusammenzufassen ohne zu viel preiszugeben. Aber was wäre mein Blog, wenn ich euch nur sagen würde: gefällt mir und kauft es euch doch auch mal… Dann wollen wir mal die schwierige Aufgabe in Angriff nehmen:

Vermutlich hat jeder bereits einmal das Google Glasses Video gesehen. Falls nicht, hier kommt es extra für euch noch einmal:

Gut und dann spinnt das Ganze bitte weiter aus und überlegt euch, welche Optionen man mit dieser Technik noch so hätte angefangen vom Konsumverhalten bis hin zur gesamten Lebenssteuerung. Das ist die Welt, wie Magnason sie uns präsentiert. Gelenkt von einem schwedischen Firmenimperium, das aus einer einfachen Forschungseinrichtung die vollen Möglichkeiten schöpft. Leben, Liebe und Tod, das alles lässt sich wissenschaftlich berechnen und den Menschen ganz einfach das Glück näher bringen. Toll, aber was ist, wenn die Technik versagt? Wenn es einen kleinen Rechenfehler im System gibt. Lassen sich die Auswirkungen irgendwie einschränken?

Es hört sich auf den ersten Blick nach einem Science Fiction Roman an, doch genau dies ist es wirklich nicht, wenn man näher unter die Oberfläche schaut. Das Buch hat mich wirklich zum Nachdenken angeregt und ich bin froh, dass ich es geschenkt bekam. Denn ehrlich gesagt hätte ich es in der Buchhandlung eher nicht beachtet!

Andri Snaer Magnason: LoveStar
Taschenbuch

Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 304
ISBN-13: 978-3785760284

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37/2012 Rona Jaffe: Das Beste von allem

Die goldenen 50er in New York City! Sie sind jung, haben gerade das College abgeschlossen und blicken in eine ungewisse Zukunft. Doch ein Ziel verbindet sie, sie alle Suchen Liebe und Glück in New York City.

Fünf Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch verbindet sie so viel:
Caroline wurde von ihrem Verlobten aus heiterem Himmel verlassen und zieht in die Großstadt um dort in einem Verlag zu arbeiten und wenn möglich die große Liebe zu finden. Nach einer eher unglücklichen Affäre mit ihrem Freund und Kollegen Mike strebt Caroline doch lieber eine große Karriere als Lektorin an und lernt Stars und Sternchen kennen, treibt sich auf Promiparties herum und verabredet sich gelegentlich mit einem jungen Mann, der, so nett er auch ist, einfach nicht ihr Herz erobern kann.
Carolines Mitbewohnerin Gregg schafft den Sprung in Richtung Schauspielerei und beginnt auch hier eine Affäre mit einem Kollegen, den einige Geheimnisse umgeben, die sie um alles in der Welt ergründen möcht – auch gegen seinen Willen. Ein Vorhaben, das nur zum Scheitern verurteilt sein kann.
April hingegen, die ebenfalls im Verlag arbeitete, verliebt sich in einen jungen Mann aus gutem Hause und träumt von Kindern und Hochzeit. Doch die Realität entpuppt sich als weniger schmeichelhaft und sie fällt nach einer Abtreibung in ein tiefes Loch. Wird sie jemals die große Liebe finden?

Doch auch glückliche Beziehungen entwickeln sich – so findet die geschiedene, alleinerziehende Mutter Brenda den Mann fürs Leben und Kollegin Mary Agnes heiratet nach zweijähriger Verlobungszeit ihren Traumprinzen.

Mein Fazit:
Auch wenn das Buch und das darin vermittelte Frauenbild nicht so recht in die heutige Zeit passen will – meine Gedanken kreisen beispielsweise keinesfalls ums Heiraten, Kinderkriegen und Haushalt führen… – so hab ich es doch mit einigem Interesse gelesen und musste immer mal wieder an „Die Glasglocke“ denken, welche ich im letzten Jahr gelesen habe. Mich persönlich hat der Abschluss des Romans ein wenig gestört, denn bis einige Seiten vor Ende interessierte mich ganz besonders Carolines Weg, die scheinbar einen doch sehr modernen Lebensweg bestreiten wollte – Karriere als Lektorin.
Dennoch hat mich das Buch bis zum Schluss gut unterhalten.

Rona Jaffe: Das Beste von allem
Taschenbuch

Verlag: Ullstein Verlag
Seiten: 656
ISBN-13: 978-3548284750

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36/2012 Verena Lueken: Gebrauchsanweisung für New York

In weniger als 3 Monaten geht es endlich wieder los Richtung Big Apple – genau der richtige Zeitpunkt, um sich so langsam mal wieder mit Literatur zum Reiseziel auseinanderzusetzen. Dabei fiel mir kürzlich Verene Luekens „Gebrauchsanweisung für New York“ in die Hände, denn klassische Reiseführer habe ich bereits genug 😉

Verena Lueken selbst lebte sieben Jahre als Kulturkorrespondentin der FAZ in New York und entführt uns mit ihrem Stadtporträt in die Geschichte einer faszinierenden Stadt, die niemals schläft. Von Einwanderergeschichten über diverse Bürgermeister bis hin zur Entwicklung des Stadtbildes schafft es Lueken ein wirklich spannendes und interessantes Porträt dieser Stadt zu zeichnen. Nach der Lektüre des Buchs kann ich nur sagen: Jetzt freue ich mich gleich noch viel mehr auf den Flug nach New York.

Verena Lueken: Gebrauchsanweisung für New York
Taschenbuch

Verlag: Piper
Seiten: 214
ISBN-13: 978-3492275989

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35/2012 Dennis Lehane: In tiefer Trauer

Millionärstochter Desiree Stone ist nach zwei schweren Schicksalsschlägen von tiefer Trauer erfasst. Ihre Mutter sowie ihr Freund sind gestorben und nun liegt auch noch ihr Vater im Sterben. Die junge Frau scheint keinen Ausweg mehr gesehen zu haben und verschwand.
Der schwer krebskranke Trevor Stone setzt all sein Geld ein, um seine Tochter noch vor seinem Ableben in seine Arme schließen zu können. Nachdem der renommierte Ermittler Jay Becker ebenfalls verschwunden ist, setzt er das Ermittlerduo Patrick Kenzie und Angela Gennaro auf den Fall an, nachdem er sie zunächst hat entführen lassen. Erste Ermittlungen führen das Ermittlerduo auf die Spur der Tod&Trauer Vereinigung, die sich speziell der Trauerarbeit verschrieben haben. Doch scheinbar gibt es hier Zusammenhänge zur Church of Trust, einer Sekte, die ihren Mitgliedern das Geld aus der Tasche ziehen.
Als schließlich Kreditkartenabrechnungen nach Florida führen, erscheint auch der Auftraggeber Trevor Stone in einem anderen Licht, denn er gibt ihnen einen seiner Mitarbeiter als Begleitung mit, der die Fäden nicht aus der Hand geben will. Und so versuchen Patrick und Angela an ihm vorbei zu ermitteln und entdecken Erstaunliches.

Mein Fazit:
Dennis Lehane hat sich bereits mit einigen verfilmten Romanen einen Namen gemacht, habe ich natürlich einiges erwartet… und die wurden nicht gänzlich erfüllt. Die Suche nach Desiree erwies sich zunächst als recht spannend, doch die eigentliche Auflösung des Falls war eher ernüchternd und unrealistisch. Daher hinterlässt das Buch leider einen faden Nachgeschmack bei mir.

Dennis Lehane: In tiefer Trauer
Taschenbuch

Verlag: Ullstein Taschenbuch
Seiten: 368
ISBN-13: 978-3548284699

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34/2012 Carlos Ruiz Zafón: Marina

Carlos Ruiz Zafón hat es bereits mit seinem Roman „Der Schatten des Windes“ geschafft, mich zum absoluten Barcelona-Fan zu machen. Nachdem „Das Spiel des Engels“ mich besonders auf den letzten Seiten mehr als enttäuscht hat, habe ich ihm mit „Marina“ eine neue Chance gegeben und bin bei Weitem nicht enttäusch worden.

Oscár ist Schüler eines barceloneser Internats und sieht seine Eltern fast nie. Zwischen Unterricht und Lernen streicht er schonmal durch die verwinkelten Sträßchen Barcelonas. Auf einem seiner Spaziergänge folgt er einer kleinen Teufelskatze auf ein scheinbar verlassenes Grundstück. Fasziniert von dem alten Anwesen folgt er der Musik, die aus einem der offenen Türen kommt. Vor lauter Schrecken lässt Oscár eine Taschenuhr mitgehen. Als er Tage später die Uhr zurückbringen will, wird er von Marina und ihrem Vater, welche in dem scheinbar verlassenen Haus leben, sogar herzlich aufgenommen und der Grundstein einer neuen Freundschaft ist gelegt. Eines Sonntags nimmt Marina ihn mit auf einen nahezu geheimen Friedhof Barcelonas und somit auf die Fährte einer geheimnissvollen in schwarz gekleideten Frau. Marina und Oscár folgen der Frau und kommen so einem weitaus größeren Geheimnis auf die Spur und erleben dabei noch ein großes Stück barceloneser Geschichte.

Mein Fazit
Ja, ich liebe Barcelona und mit „Marina“ hat Zafón es geschafft, Barcelona noch ein Stück tiefer in mein Herz zu graben, als bisher schon. Die Geschichte rund um Marina und Oscár selbst ist sehr spannend und einfühlsam geschrieben. Man spürt, wie neben der geheimnisumwobenen Geschichte auch die Freundschaft der beiden immer weiter wächst und Oscár ein Teil von Marinas Familie wird.

Carlos Ruiz Zafón: Marina
Hardcover

Verlag: Hanser
Seiten: 347
ISBN-13: 978-3100954015

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33/2012 Charlaine Harris: Dead Reckoning

Diese Rezension bezieht sich auf die originalsprachliche Fassung.

Nachdem ich im vergangenen Jahr die ersten elf Bände der Sookie Stackhouse Reihe gelesen habe, war es nun an der Zeit in den nächsten Band rund um die Vampire von Bon Temps, Gestaltwandler und Feen einzutauchen.

Sookie lebt mit ihren Feen-Verwandten gemeinsam im alten Haus ihrer Familie, arbeitet in Sams Bar und verbringt ihre Freizeit vornehmlich mit ihrem Vampir-Ehemann Eric, den sie eher unwissentlich geheiratet hat. Alles natürlich nur, damit Sookie besser vor Feinden geschützt ist, die sich nur ihrer Gabe bemächtigen wollen.
Doch die Gefahr lässt nicht lange auf sich warten. Nach einem Brandanschlag auf Sams Bar und der Schlägerbande, die etwas später in der Bar auftauchen, ist das Chaos wieder da. Doch wer ist das Ziel dieser Anschläge?
Beim Aufräumen ihres Zuhauses findet Sookie zudem noch einen alten Brief, den ihre Großmutter für sie hinterlassen hat sowie ein Geschenk aus dem Feenreich.

Mein Fazit:
Die Sookie Stackhouse Reihe kann sicherlich nicht mit Werken von Eco oder Murakami auf eine Stufe gestellt werden. Aber das ist sicherlich auch nicht der Grund, weswegen man zu diesen Büchern greift. Es ist eher nette Unterhaltungsliteratur, die sich auch sehr gut auf Englisch lesen und verstehen lässt. Wie in den vorangegangenen Bänden ist auch hier genug Action, Spannung und Liebe mit im Spiel und macht auch diesen zwölften Band zu einem angenehmen Lesevergnügen.

Charlaine Harris: Dead Reckoning
Taschenbuch

Verlag: Orion Publishing Group
Seiten: 325
ISBN-13: 978-0575096547

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32/2012 Marie-Sabine Roger: Das Labyrinth der Wörter

Germain und Margueritte könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Germain bei seiner Mutter als „Klotz am Bein“ aufwächst und entsprechend keine Liebe und Unterstützung erfährt, hat Margueritte Karriere gemacht und sich das Wissen der Welt mit Büchern angeeignet. Als der 45-jährige und die 86-jährige sich eines Tages im Park beim Taubenzählen kennenlernen sind beide erstaunt über diese doch recht ungewöhnliche Gemeinsamkeit. Fortan treffen sich die beiden regelmäßig im Park und entfliehen ihrer Einsamkeit und dem tristen Alltag. Kein Wunder, dass Germain bereits zu Beginn verkündet, dass er Margueritte als Oma adoptieren will.

Margueritte nimmt in Germains Leben eine entscheidende Rolle ein und zeigt ihm eine ganz neue Welt, als sie beginnt, ihm nach und nach aus Büchern vorzulesen und ihm die Bücher schenkt – jeweils mit Markierung der Stellen, die sie ihm vorgelesen hat. Und so beginnt Germain heimlich still und Leise, Bücher zu lesen und Unbekanntes im Wörterbuch – ebenfalls mit Hilfe von Margueritte – nachzuschlagen. Alle neuen Erkenntnisse lässt er sogar, als Erzähler der Handlung, mit einfließen.
Besonders faszinierend fand ich, dass Germain auch in seinem Freundeskreis plötzlich ganz anders angesehen wird und sich seine Beziehung zum Positiven weiterentwickelt.

Germain erzählt diese Geschichte mit so viel Gefühl, dass man sich den Riesen direkt bildlich vorstellen kann. Fast schon ein Kerl zum Knuddeln und Gernhaben. Sein begrenzter Wortschatz, der natürlich nach und nach anwächst, macht ihn dabei erst richtig symphathisch. Was mich persönlich zum Nachdenken angetrieben hat und mich am Schluss auch wahnsinnig traurig gemacht hat, ist dass Margueritte an der selben Krankheit leidet, wie meine Großmutter, die sich einer Behandlung unterzieht. Die Vorstellung nach und nach die Sehkraft zu verlieren und nicht mehr lesen zu können…

Marie-Sabine Roger: Das Labyrinth der Wörter
Taschenbuch

Verlag: DTV
Seiten: 224
ISBN-13: 978-3423212847

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