06/2015 Christiane F.: Mein zweites Leben

Stars und Sternchen müssen heutzutage damit leben, dass sie auf Schritt und Tritt von Journalisten verfolgt werden. Und so überschwemmen uns Bilder von Fehltritten, radikalen Gewichtsverlusten, Shoppingsessions noch und nöcher Fernsehn und Internet. Meist sehr zum Leidwesen des Privatlebens, doch der Schritt in die Öffentlichkeit zieht nunmal (leider) solche Opfer nach sich. Auf der anderen Seite gibt es eben jene, meist C bis Z Promis, die sich genau das wünschen und sich allein für mehr Aufmerksamkeit in den australischen Dschungel sperren lassen, wo 24h am Tag Kameras jeden noch so intimen Moment aufnehmen. Doch was, wenn man sich dieses Schicksal nicht wirklich selbst ausgesucht hat? Promikinder beispielsweise leiden, so hört man in den Medien, sehr unter dieser ständigen Beobachtung. Doch was passiert, wenn man im jugendlichen Alter eher unerwartet zu einer zweifelhaften Berühmtheit gelangt, wie es Christiane Felscherinow, die wir alle eher als „Christiane F.“ aus der Stern Reportage und dem Bernd Eichinger Film „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kennen? Auch ich habe das Buch – gleich mehrfach – gelesen. Zeigt es doch auf drastische Weise, welche Auswirkungen Drogen auf einen Menschen haben können, zu welchen Taten sie einen Verleiten und welcher Teufelskreis einen umgibt, wo es einer Sisyphosaufgabe gleicht, auszubrechen.

Da „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ damit endet, dass Christiane zu ihrer Großmutter nach Norddeutschland zieht, hat sich jeder von uns bestimmt einmal gefragt, was aus ihr geworden ist. Hat sie es geschafft, clean zu bleiben? Konnte sie ein normales, ruhiges Leben beginnen? Oder trägt sie für immer das Stigma der jugendlichen Drogenabhängigen, die auf dem Berliner Kinderstrich Geld für Drogen heranschaffte? Auch ich habe hier das große, weite Web mal danach abgesucht und habe dann, als ich sah, dass Christiane gemeinsam mit einer jungen Journalistin eine Autobiografie herausgebracht hat, selbstverständlich auseinander gesetzt. Denn ganz ehrlich: ich möchte es lieber aus erster Hand hören, als irgendwelche Meldungen aus dem Web zu lesen und mich immer zu fragen: was davon ist denn überhaupt wahr?
Ich glaube man kann so viel festhalten: das Buch (und der Film) hatten einen schwerwiegenden Einfluss auf Christianes ganzes Leben. Immer wurde sie auf Schritt und Tritt beobachtet. Jeder noch so kleine Fehler geisterte durch die Medien. Viele Menschen schnitten sie, Schulen nahmen sie nicht an. Noch dazu fühlte sie sich von den Menschen, denen sie vertraute, hintergangen. So ist es kein Wunder, dass sie immer versuchte, sich komplett zurück zu ziehen, lange Zeit auch in Griechenland lebte.
Der wichtigste Mensch in ihrem Leben, ihr Sohn, in den sie so viel Hoffnung gesteckt hat, für den sie die beste Mutter der Welt sein wollte, wurde ihr vom Jugendamt genommen. Nur einer von vielen Schicksalsschlägen in ihrem Leben. Und so verwundert es nicht, dass Christiane auch was Heroin angeht, immer wieder rückfällig geworden ist. Doch als die Biografie erschien, war Christiane bereits in einer Substitutionstherapie. Ihr Körper ist vom jahrelangen Drogenkonsum schwer in Mitleidenschaft gezogen und eine Hepatitis wirkt sich enorm auf ihre Lebensqualität aus. Mittlerweile hat sie sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück gezogen und ich wünsche ihr, dass sie nun die Ruhe findet, die sie zeitlebens immer Gesucht hat – hoffentlich mit ihrem Sohn an ihrer Seite.

Christiane V. Felscherinow: Christiane F.: Mein zweites Leben: Autobiografie
Taschenbuch
Verlag: Deutscher Levante Verlag
Seiten: 336
ISBN-13: 978-3943737165

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08/2011 Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Es muss jetzt ca. 15 Jahre her sein, dass ich mir das Buch bei einer Klassenkameradin ausgeliehen habe…und da man mit der Zeit doch sehr viel von einem Buch, sei es auch so einprägsam wie dieses hier, vergisst, dachte ich, es ist langsam mal wieder an der Zeit, es nochmal zu lesen.

Interessant fand ich bereits, wo ich das Buch in der Buchhandlung gefunden habe: Kinder-/Jugendbuchabteilung
Nun gut, soll es doch auch tatsächlich ein abschreckendes Beispiel für Kinder und Jugendliche sein.

Worum es geht, weiß heutzutage glaube ich fast jeder.
Christiane F.  wächst mit ihren Eltern in der Berliner Gropiusstadt auf und erlebt, wie Kindern immer weniger Raum zum Spielen gegeben wird. Nachdem zunächst noch kleinere Fleckchen Natur bleiben, kommt sie doch recht schnell im Jugendclub „Haus der Mitte“, wo sie ihre meiste Freizeit fortan verbringt. Schließlich ist es Zuhause auch alles andere als schön, mit einem prügelnden Vater und einer doch sehr hilflosen Mutter. Doch auch nach der Trennung werden die häuslichen Verhältnisse nicht besser.
So kommt Christiane bereits in sehr frühen Jahren als eine der Jüngsten im Haus der Mitte an weiche Drogen, zieht mit Freunden in Discotheken und erlebt zunächst nur nebenbei und später auch am eigenen Leibe das Aufkommen von Heroin mit. Nach und nach zerbricht ihre ganze Welt daran, Christiane belügt und betrügt ihre Familie, prostituiert sich auf dem Babystrich und hat nur noch ein Ziel.
Auch mehrere Entzüge scheitern kläglich, zumal sie keine wirkliche Hilfe von außen erwarten kann. Therapieplätze sind rar und so fällt man häufig auch auf Sekten herein, die einem nur das Geld aus der Tasche ziehen.

Es handelt sich hier keinesfalls um eine fiktive Geschichte. Vielmehr basiert dieses Buch auf den Aufzeichnungen der Stern-Reporter Kai Herrmann und Horst Rieck, die während einer Gerichtsverhandlung auf das junge Mädchen aufmerksam wurden und zunächst eine Stern-Reportage und anschließend das Buch herausbrachten.
Seither gilt „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ wohl als abschreckendes Beispiel für die Gefahren des Drogenkonsums.

Ich muss sagen, dass ich bei der zweiten Lektüre nicht mehr so geschockt war, wie ich es im Alter von 14 (evtl. minimal jünger) wahrgenommen habe. Das kann aber natürlich auch daran liegen, dass ich zum einen nun bereits wusste, was mich erwartet und zum anderen duch unzählige Filme und Bücher deutlich mehr über das Thema weiß, als damals.
Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass jeder dieses Buch einmal gelesen haben sollte!

Natürlich habe ich nun auch einmal einen Blick darauf geworfen, was Christiane nun macht:
Laut Wikipedia ging sie Ende der 90er zurück nach Berlin und lebte dort mit ihrem 96 geborenen Sohn. Später ist sie aber wohl wieder rückfällig geworden, so dass man ihr 2008 das Sorgerecht für ihren Sohn entzogen hat…

Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Taschenbuch
Verlag: Carlsen Verlag
Seiten: 368
ISBN-13: 978-3551359414

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