12/2015 Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved: Wir wollten nichts. Wir wollten alles.

Wir wollten alles. Wir wollten nichts.Eine einzige Entscheidung, und sei sie noch so klein, kann fatale Auswirkungen auf das Leben haben. Wären Cille und Louise damals nicht in diesen Bus gestiegen, dann sähe die Welt jetzt ganz anders aus. Da ist Cille sich sicher. Dann wäre Louise noch da, sie wären noch Freundinnen und sie wäre nie in den Sog von Liam geraten… Doch hätte, wäre, wenn bringt niemanden weiter und erst recht nicht Louise und Liam wieder zurück ins Leben.

Ein junges Paar wird aus dem dänischen Limfjord gezogen. Mit aneinander geketteten Handschellen sind die beiden (gerade einmal 19 und 17 Jahre alten) Teenager in den Tod gegangen und alles deutet auf einen Selbstmord hin. Doch was hat die beiden zu diesem Schritt bewogen? Louises Eltern sind in ihrer Trauer ratlos und entfremden sich auf der Suche nach der Wahrheit immer mehr voneinander. Für sie ist jedoch klar: Ohne Liam wäre es nie soweit gekommen. Den jungen Halbiren konnten sie von Anfang an nicht leiden und seinen „versoffenen“ Vater erst recht nicht. Doch wer kann sich einer jungen Liebe schon entgegen stellen?

Als Louises Vater erfährt, dass seine Tochter kurz vor ihrem Tod noch Tagebuch geschrieben hat, setzt er alles daran, dieses Tagebuch zu finden. Auch wenn seine Ehe daran zu Bruch geht.

Mein Fazit
Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved ist mit „Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ ein herausragendes Jugendbuch gelungen, dass seinen Leser komplett gefangen nimmt. Die tragische Liebe der jungen Louise zu dem draufgängerischen Liam, der vom Weg abkommt, der Absturz in das Drogenmillieu… Auch erzählerisch ist der Roman wirklich gut angelegt. So wird die in der Zeit nach dem Selbstmord von Louise begleitet, die weiterhin ihren Eltern nah ist und gerne beim Verarbeiten helfen würde. Eingeschoben wurden zusätzlich noch die Rückblenden, aus denen wir ebenfalls in chronologischer Reihenfolge erfahren, wie die Beziehung zwischen Louise und Liam sich aufbaut bis hin zum tragischen Wendepunkt, der sie in den gemeinsamen Tod treibt.
Ich kann das Buch Jugendlichen und Erwachsenen nur wärmstens empfehlen.

Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved: Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
Hardcover
Verlag: Oetinger
Seiten: 336
ISBN-13:  978-3789139208

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06/2015 Christiane F.: Mein zweites Leben

Stars und Sternchen müssen heutzutage damit leben, dass sie auf Schritt und Tritt von Journalisten verfolgt werden. Und so überschwemmen uns Bilder von Fehltritten, radikalen Gewichtsverlusten, Shoppingsessions noch und nöcher Fernsehn und Internet. Meist sehr zum Leidwesen des Privatlebens, doch der Schritt in die Öffentlichkeit zieht nunmal (leider) solche Opfer nach sich. Auf der anderen Seite gibt es eben jene, meist C bis Z Promis, die sich genau das wünschen und sich allein für mehr Aufmerksamkeit in den australischen Dschungel sperren lassen, wo 24h am Tag Kameras jeden noch so intimen Moment aufnehmen. Doch was, wenn man sich dieses Schicksal nicht wirklich selbst ausgesucht hat? Promikinder beispielsweise leiden, so hört man in den Medien, sehr unter dieser ständigen Beobachtung. Doch was passiert, wenn man im jugendlichen Alter eher unerwartet zu einer zweifelhaften Berühmtheit gelangt, wie es Christiane Felscherinow, die wir alle eher als „Christiane F.“ aus der Stern Reportage und dem Bernd Eichinger Film „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ kennen? Auch ich habe das Buch – gleich mehrfach – gelesen. Zeigt es doch auf drastische Weise, welche Auswirkungen Drogen auf einen Menschen haben können, zu welchen Taten sie einen Verleiten und welcher Teufelskreis einen umgibt, wo es einer Sisyphosaufgabe gleicht, auszubrechen.

Da „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ damit endet, dass Christiane zu ihrer Großmutter nach Norddeutschland zieht, hat sich jeder von uns bestimmt einmal gefragt, was aus ihr geworden ist. Hat sie es geschafft, clean zu bleiben? Konnte sie ein normales, ruhiges Leben beginnen? Oder trägt sie für immer das Stigma der jugendlichen Drogenabhängigen, die auf dem Berliner Kinderstrich Geld für Drogen heranschaffte? Auch ich habe hier das große, weite Web mal danach abgesucht und habe dann, als ich sah, dass Christiane gemeinsam mit einer jungen Journalistin eine Autobiografie herausgebracht hat, selbstverständlich auseinander gesetzt. Denn ganz ehrlich: ich möchte es lieber aus erster Hand hören, als irgendwelche Meldungen aus dem Web zu lesen und mich immer zu fragen: was davon ist denn überhaupt wahr?
Ich glaube man kann so viel festhalten: das Buch (und der Film) hatten einen schwerwiegenden Einfluss auf Christianes ganzes Leben. Immer wurde sie auf Schritt und Tritt beobachtet. Jeder noch so kleine Fehler geisterte durch die Medien. Viele Menschen schnitten sie, Schulen nahmen sie nicht an. Noch dazu fühlte sie sich von den Menschen, denen sie vertraute, hintergangen. So ist es kein Wunder, dass sie immer versuchte, sich komplett zurück zu ziehen, lange Zeit auch in Griechenland lebte.
Der wichtigste Mensch in ihrem Leben, ihr Sohn, in den sie so viel Hoffnung gesteckt hat, für den sie die beste Mutter der Welt sein wollte, wurde ihr vom Jugendamt genommen. Nur einer von vielen Schicksalsschlägen in ihrem Leben. Und so verwundert es nicht, dass Christiane auch was Heroin angeht, immer wieder rückfällig geworden ist. Doch als die Biografie erschien, war Christiane bereits in einer Substitutionstherapie. Ihr Körper ist vom jahrelangen Drogenkonsum schwer in Mitleidenschaft gezogen und eine Hepatitis wirkt sich enorm auf ihre Lebensqualität aus. Mittlerweile hat sie sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurück gezogen und ich wünsche ihr, dass sie nun die Ruhe findet, die sie zeitlebens immer Gesucht hat – hoffentlich mit ihrem Sohn an ihrer Seite.

Christiane V. Felscherinow: Christiane F.: Mein zweites Leben: Autobiografie
Taschenbuch
Verlag: Deutscher Levante Verlag
Seiten: 336
ISBN-13: 978-3943737165

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