09/2014 Jaroslav Rudiš: Die Stille in Prag

Als Vorbereitung auf meinen letzten Städtetrip habe ich mir mal wieder ein passendes Buch zur Hand genommen, um mich diesmal auf Prag einzustimmen. Klar liegen hier Kafka oder auch Kundera nahe, doch war mir hier eher nach für mich unbekannten Namen. Gesucht, gefunden – schon schmökerte ich mich durch Haroslav Rudiš „Die Stille in Prag“.

Rudiš entführt uns in das Prag von heute: das überschwängliche Lebensgefühl der 90er Jahre ausgelöst von der Revolution ist langsam abgeflacht und das Leben in Prag geht seiner Wege, Touristenströme schieben sich über die Karlsbrücke bis hin zur astronomischen Uhr in der Altstadt und mittendrin begleiten wir fünf Menschen, die einfach nur ihr Leben leben.

Petr, der Straßenbahnfahrer, der in der alten Wohnung seiner Großmutter lebt und dort alles unverändert gelassen hat – bis auf den Hund, den er überall mit hin nimmt. Ein Überbleibsel seiner großen Liebe.
Die 18jährige Vanda, die als Sängerin der Punk-Band „Kill the Barbie“ erfolge feiern will, dabei regelmäßig Koks konsumiert und ein wahrlich gestörtes Verhältnis zu ihren Eltern hat (kein Wunder, ist ihr Vater doch mit einer ehemaligen Freundin von ihr zusammen).
Hana, die gerade von einer Konferenz in Lissabon zurückkehrt und durch einen Seitensprung dort nicht nur ihre Beziehung in Frage stellt, sondern ihr gesamtes Lebenskonstrukt und ihr Freund Wayne, den aus den USA nach Prag verschlagen hat. Der Kontakt zu seinen Eltern ist stark eingeschlafen, doch nachdem er im Fernsehen von einem Angriff auf US-Soldaten im Irak erfahren hat, macht er sich sorgen um seinen Bruder, der eben dort stationiert ist, und tritt wieder mit ihnen in Kontakt.

Letztendlich wäre da noch Vladimir, der älteste aus dem Bunde, der vor Jahren seine Frau verloren hat und über diesen Verlust kaum hinweg kommt. Er sieht den Lärm als das Übel schlechthin an und verschreibt sich dem Kampf für die Stille – auf eine zum Teil sehr humorvolle Weise.

Schließlich treffen alle 5 protagonisten zum großen Showdown zusammen… aber mehr verrate ich euch nicht.

Das Buch als solches hat mir sehr gut gefallen – spricht jedoch vielleicht nicht ganz so speziell nur für Prag sondern könnte in jeder Stadt angesiedelt sein, die vor einigen Jahren einen entsprechenden politischen Umschwung erlebte und wo sich die erste Euphorie gelegt und der normale Alltagstrott wieder eingesetzt hat. Nichts desto trotz: u neingeschränkt empfehlenswert.

Jaroslav Rudiš: Die Stille in Prag
Broschiert
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Seiten: 240
ISBN-13: 978-3630873800

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