18/2015 S.J. Watson: Tu es. Tu es nicht.

u1_978-3-651-00009-4Vor wenigen Wochen fand ich ein kleines Präsent des S.Fischer Verlags in meinem Briefkasten: Den neuen Thriller von S.J. Watson, dessen Bestseller Before I go to sleep mich bereits Ende 2012 absolut begeistert hat. Sommerliche Temperaturen und dazu noch ein neues Buch, das Hochspannung verspricht – ob es das Versprechen halten kann ? – perfekt für gemütliche Stunden auf meinen Sonnen-Schaukelstuhl.

Julia lebt mit ihrer Familie in einem Londoner Vorort. Er ist erfolgreicher Arzt an einem Krankenhaus, sie ist Fotografin, die jedoch ihre Karriere zum Wohle ihres Sohnes etwas zurück gestellt hat. Eigentlich eine kleine idyllische Familie, wenn nicht der Tod ihrer jüngeren Schwester Kate das ruhige Familienleben gehörig durcheinander schütteln würde. Kate, die biologische Mutter von Julias Sohn, wurde in einer kleinen Seitenstraße in Paris ermordet – ein Täter wird vergebens gesucht.

Julia kann die Geschehnisse nur schwer verarbeiten und beschließt, gemeinsam mit Kates Mitbewohnerin, einer Spur zu folgen, die die Polizei scheinbar vernachlässigt hat – die Datingportale, auf denen Kate sich bewegte. Unter einem Pseudonym und ausgestattet mit einem von Kates Fotos als Profilbild hofft sie, der Täter wird auf sie aufmerksam. Und es dauert nicht lange, bis eine vielversprechende Spur sich auftut – Lukas. Und Julia begeht einen schweren Fehler – sie lässt sich auf Lukas ein, erst nur virtuell, später auch in der Realität…

Mein Fazit:
Ich bin enttäuscht, den S.J. Watson hat es nicht geschafft, mich wirklich mit seinem Thriller zu packen. Nach „Before I go to sleep“ waren meine Erwartungen einfach viel zu hoch und entsprechend schwer zu greifen.
Es wurden hier einfach zu viele Klischees einbezogen: eine ehemalige Heroinabhängige und Alkoholikerin, die ihren Retter geheiratet hat und sich um das Kind ihrer überforderten Schwester kümmert, die dann noch der „Sucht“ nach Anerkennung und Sex erliegt und sich komplett darin verfängt und kurz davor steht, ihr Leben zu zerstören… Für mich leider zu dick aufgetragen.
Auch die Auflösung des Falls – nein dazu verquatsche ich mich nicht – wirkt mal wieder zu konstruiert. Und leider hatte ich auch hier bereits eine Vermutung… die ich aber zu abstrus fand, um sie glauben zu wollen… doch leider bewahrheitete sie sich am Ende.
Auch muss ich sagen, dass bis auf die letzten wenigen Seiten, keine echte Spannung aufkommen mochte.

Vielleicht liest man das Buch mit anderen Augen, wenn man „Before I go to sleep“ nicht gelesen hat.

S.J. Watson: Tu es. Tu es nicht.
Broschiert
Verlag: FISCHER Scherz
Seiten: 480
ISBN-13: 978-3651000094

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12/2015 Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved: Wir wollten nichts. Wir wollten alles.

Wir wollten alles. Wir wollten nichts.Eine einzige Entscheidung, und sei sie noch so klein, kann fatale Auswirkungen auf das Leben haben. Wären Cille und Louise damals nicht in diesen Bus gestiegen, dann sähe die Welt jetzt ganz anders aus. Da ist Cille sich sicher. Dann wäre Louise noch da, sie wären noch Freundinnen und sie wäre nie in den Sog von Liam geraten… Doch hätte, wäre, wenn bringt niemanden weiter und erst recht nicht Louise und Liam wieder zurück ins Leben.

Ein junges Paar wird aus dem dänischen Limfjord gezogen. Mit aneinander geketteten Handschellen sind die beiden (gerade einmal 19 und 17 Jahre alten) Teenager in den Tod gegangen und alles deutet auf einen Selbstmord hin. Doch was hat die beiden zu diesem Schritt bewogen? Louises Eltern sind in ihrer Trauer ratlos und entfremden sich auf der Suche nach der Wahrheit immer mehr voneinander. Für sie ist jedoch klar: Ohne Liam wäre es nie soweit gekommen. Den jungen Halbiren konnten sie von Anfang an nicht leiden und seinen „versoffenen“ Vater erst recht nicht. Doch wer kann sich einer jungen Liebe schon entgegen stellen?

Als Louises Vater erfährt, dass seine Tochter kurz vor ihrem Tod noch Tagebuch geschrieben hat, setzt er alles daran, dieses Tagebuch zu finden. Auch wenn seine Ehe daran zu Bruch geht.

Mein Fazit
Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved ist mit „Wir wollten nichts. Wir wollten alles“ ein herausragendes Jugendbuch gelungen, dass seinen Leser komplett gefangen nimmt. Die tragische Liebe der jungen Louise zu dem draufgängerischen Liam, der vom Weg abkommt, der Absturz in das Drogenmillieu… Auch erzählerisch ist der Roman wirklich gut angelegt. So wird die in der Zeit nach dem Selbstmord von Louise begleitet, die weiterhin ihren Eltern nah ist und gerne beim Verarbeiten helfen würde. Eingeschoben wurden zusätzlich noch die Rückblenden, aus denen wir ebenfalls in chronologischer Reihenfolge erfahren, wie die Beziehung zwischen Louise und Liam sich aufbaut bis hin zum tragischen Wendepunkt, der sie in den gemeinsamen Tod treibt.
Ich kann das Buch Jugendlichen und Erwachsenen nur wärmstens empfehlen.

Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved: Wir wollten nichts. Wir wollten alles.
Hardcover
Verlag: Oetinger
Seiten: 336
ISBN-13:  978-3789139208

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