54/2012 David Mitchell: Der Wolkenatlas

Nachdem nun das neue Jahr angebrochen ist und der Weihnachtstrubel vorüber ist, bleibt endlich ein wenig Zeit von meinem letzten Buch 2012 zu berichten. David Mitchell – Der Wolkenatlas.

In verschiedenen Episoden berichtet David Mitchell vom Leben so unterschiedlicher Menschen, die aus dem 18. Jahrhundert bis hinein in die Zukunft, in welcher Duplikaten gezüchtet werden, dass es kaum möglich erscheint, dass diese Menschen irgend etwas verbindet. Doch David Mitchell schafft es hervorragend, die einzelnen Episoden aufeinander aufzubauen und sehr geschickt von Protagonist zu Protagonist zu gelangen. Einziger Wermutstropfen ist, dass für mich persönlich doch zu viele Fragen offen geblieben sind, auf die ich gerne noch eine Antwort erhalten hätte.

David Mitchell: Der Wolkenatlas
Taschenbuch
Verlag: rororo
Seiten: 672
ISBN-13: 978-3499240362

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53/2012 Virginia Fox: Die Drachenschwestern

drache arturo im studio, vor primetower. 24. November 2012. ©Giorgia MüllerMein letztes Challengebuch für das Jahr 2012 zu finden – ein Autor mit dem Buchstaben x im Nachnamen – war in der Tat ein wenig komplizierter. Doch glücklicherweise erschien Anfang Dezember „Die Drachenschwestern“ von Virginia Fox als eBook. Da die Bewertungen ganz vielversprechend waren und nur wenige Kritikpunkte enthielten, habe ich mich drauf eingelassen und fand eine kurzweilige, spannende Geschichte vor, die den Auftakt einer Trilogie darstellt.

Kaja flüchtet Hals über Kopf zu ihrer Großmutter nach Frankreich, nachdem sich die Ereignisse im Büro überschlagen haben. Ihr Teamkollege, mit dem sie eine Affäre hatte, hat nicht nur mit ihren Gefühlen gespielt sondern auch ihr Vertrauen schändlich ausgenutzt, um sie in der Firma schlecht zu machen und ihre Arbeit als seine eigene ausgegeben. Nachdem ihr Vorgesetzter sie mit seinen Anschuldigungen, sie würde ihn sexuell belästigen, konfrontiert hatte, blieb ihr zunächst nur die Flucht, um einen klaren Kopf zu erlangen. Hier taucht sie in die Welt der Kräuter und Düfte ein und trifft sogar ihren Freund aus Kindheitstagen Tim wieder – ob das mehr als Freundschaft werden kann? Doch aktuell hat Kaja ganz andere Probleme, denn zu allem Überfluss sieht sie nun auch noch einen blauen Drachen, der sich in ihr Leben einmischt. Unfassbar, dass er sogar eines Morgens bei ihrer Großmutter am Frühstückstisch sitzt und sich mit ihr unterhält…
Wieder zurück in Zürich hat sich die Lage im Büro keineswegs verbessert – Kaja ist Gegenstand vieler Gerüchte, doch auch andere Kollegen scheinen plötzlich ein schweres Los zu haben. Was geht da vor und hängt dies vielleicht auch mit der Fusion im letzten halben Jahr zusammen?

Mein Fazit
Die Drachenschwestern war für mich eine Art Notlösung, um mein Challengeziel zu erreichen, doch ich bin wirklich froh, dass ich mir genau dieses Buch ausgesucht habe, denn es war wirklich abwechslungsreich und spannend. Ein bisschen Romantik, der Sinn des Lebens, Freundschaft und Verbundenheit und eine große Portion Spannung.
Leider muss ich mich an zwei Stellen den Kritikern anschließen, denn es gibt leider Punkte, die mich beim Lesen etwas gestört haben:
1. Die Dialoge: Das ist vermutlich der kleinere Punkt. Häufig las ich, dass die Dialoge recht seicht seien. Ja, das stimmt an vielen Stellen. Sie wirken manchmal etwas gekünstelt und gestelzt, doch konnte ich mich hier recht gut reinlesen und es hat mich nach ein paar Seiten kaum gestört.
2. Die Fehler: Es sind doch einige Fehler noch in dieser Version bestehen geblieben, über die man automatisch beim lesen stolpert. Seien es falsch gesetzte Anführungszeichen, so dass man nochmal zurück geht und schauen will, wo denn die wörtliche Rede angefangen hat und was man überlesen hat oder auch die Vertauschung von dass und das. Hier hätte vielleicht ein wenig sorgfältiger lektoriert werden müssen. Aber auch das ging mir schon bei deutlich größeren Verlagen ähnlich.

Alles in allem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich schon auf Band 2.

Virginia Fox: Die Drachenschwestern
eBook
Verlag: Dragonbooks
Dateigröße: 788 KB (ca 450 TB-Seiten)
ASIN: B00AHSNUB6

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52/2012 John Updike: Hasenherz

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und aus meiner diesjährigen Lesechallenge sind noch zwei Buchstaben offen – wobei jetzt ja nicht mehr, denn das U habe ich mit John Updike auch abgeschlossen.

Harry Angstrom ist Mitte zwanzig und wird in wenigen Monaten zum zweiten Mal Vater. Er hat einen Job, der ihm Spaß macht und eine Ehefrau… naja, die gerne – viel zu gerne – trinkt. Ist das das Leben, was er sich als Highschool Basketballstar immer gewünscht hat?
Von Zweifeln geplagt steigt er kurzerhand in seinen Wagen, anstatt seinen Sohn abzuholen, und fährt zunächst ohne Ziel einfach weg. Doch bald plagen ihn auch hier die Zweifel und er kehrt in seinen Heimatort zurück und findet zunächst Unterschlupf bei seinem ehemaligen Basketballtrainer, der ihn in die Fänge einer Prostituierten führt. Aus einer Nacht Vergnügen wird schnell mehr und so beginnt Harry ein neues Leben an der Seite der ehemaligen Prostituierten, trifft sich einmal wöchentlich mit dem Pastor seiner Ehefrau zum Golfen und Quatschen und arbeitet für einen Hungerlohn bei einer älteren Frau als Gärtner. Bis ein familiäres Ereignis sein neues Leben gehörig aus der Bahn wirft.

Hasenherz ist der Auftakt des Zyklus über Updikes Helden Harry Angstrom und ich muss ehrlich sagen, dass ich es vermutlich nicht zur Hand genommen hätte, wenn ich nicht noch ein Buch von einem Autor gesucht hätte, dessen Nachname mit U beginnt. Hasenherz ließ sich auf jeden Fall gut und schnell lesen, der Schreibstil ist sehr angenehm, doch die Geschichte plätscherte für mich ziemlich langsam vor sich hin und immer und immer wieder hätte ich Harry gerne einfach an den Schultern gepackt und einmal kräftig durchgerüttelt. Ob ich weitere Teile der Rabbit(Harrys Spitzname)-Reihe lesen werde, mal schauen.

John Updike: Hasenherz
Taschenbuch
Verlag: rororo
Seiten: 320
ISBN-13: 978-3499153983

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51/2012 Michael Davis: Street Gang

Ernie, Bert, Bibo, Kermit, das Krümelmonster… jeder von uns kennt die fantastischen Figuren von Jim Henson und ebenso viele haben mit Graf Zahl das Zählen gelernt. Die Sesamstraße hat uns alle auf die en oder andere Art und Weise geprägt. Ich beispielsweise bin bis heute ein großer Fan des Keks-liebenden Krümelmonsters!
Aber wie entstand die Idee zu dieser international erfolgreichen Kinderserie? Michael Davis bringt uns mit seinem Buch „Street Gang“ auf die Spuren der bekanntesten Kindersendung aller Zeiten und bringt den Leser mit so mancher Anekdote immer und immer wieder zum Lächeln. Nie hätte ich gedacht, wie viel Arbeit, Geld, Wissenschaft und vorallem (!) Herzblut in dieser faszinierenden Sendung stecken und wie früh Kindersendungen bereits einen festen Platz im Fernsehprogramm hatten.

Für alle, die einmal hinter die Kulissen von Jim Hensons faszinierenden Muppets und all den weiteren brillanten Köpfen hinter der Sendung sehen wollen, ist die „Street Gang“ wirklich mehr als eindrucksvoll und lehrreich.

Michael Davis: Street Gang
Hardcover
Verlag: Viking
Seiten: 349
ISBN-13: 9780670019960

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50/2012 Jenny Valentine: Das zweite Leben des Cassiel Roadnight

Eine kleine Lüge kann dein ganzes Leben durcheinander wirbeln. Chap wuchs bei seinem Großvater auf, doch als dieser nach einem Unfall in ein Pflegeheim kommt, ist Chap ganz alleine auf sich gestellt. Aus allen Pflegefamilien und Kinderheimen haut er ab und lebt lieber für sich alleine. Als er eines Tages mal wieder aufgegriffen wird, hält man ihn für den vermissten Jungen Cassiel Roadnight. Leugnen scheint zwecklos, denn ein Blick auf das Vermisstenfoto zeigt eine frappierende Ähnlichkeit zu Cassiel. Chap schlüpft also in Cassiels Identität, denn schließlich hat Cassiel wenigstens eine Familie, die sich um ihn sorgt. Ein schwieriger Drahtseilakt beginnt, bei dem Chap seine Flucht rechtfertigen muss, eine Vergangenheit annehmen muss, die ihm so gar nicht gefällt und seine Umwelt  erkennen muss, wie anders dieser neue Cassiel doch ist.
Als Chap eines Morgens einen weiten Spaziergang macht – ok, eigentlich plante er, abzuhauen – trifft er Floyd, den Außenseiter des Dorfes. Floyd war nie ein Freund Cassiels, doch hat er am Abend des Verschwindens eine einprägende Begegnung mit Cassiel gehabt und ist sich daher sicher, dass der Junge, der da vor ihm steht, nicht Chap sein kann. Ist Cassiel vielleicht gar nicht abgehauen sondern wurde ermordet? Falls ja, wer steckt dahinter und ist Chap nun ggfs. ebenfalls in großer Gefahr?

Mein Fazit
Jenny Valentine hat einen wirklich spannenden Jugendthriller geschrieben, der kurz vor Schluss noch eine spannende Wendung erfährt. Durchlebt man die längste Zeit beim Lesen Chaps Ängste davor, enttarnt zu werden – sei es aufgrund der großen Unterschiede oder weil der echte Cassiel doch noch auftauchen könnte – so wendet sich die Geschichte hin zu einer großen Gefahr, die von außen auf Chap einstürzt.
Ich muss sagen, ich habe mich beim Lesen mehr als gut unterhalten gefühlt, auch wenn ich mit dem Ende nicht sonderlich glücklich war. Die Auflösung kam mir zu schnell und zu unerwartet und ließ einfach noch zu viele Fragen offen. Dennoch kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.

Jenny Valentine: Das zweite Leben des Cassiel Roadnight
Taschenbuch
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Seiten: 240
ISBN-13: 978-3423248839

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49/2012 Verena Carl: Der Himmel über New York

Das Abitur ist geschafft, doch was soll Jenny nun mit ihrem Leben anfangen? Vier Wochen New York City sollen Jenny helfen, den Kopf frei zu bekommen und die wohl wichtigste Entscheidung in aller Ruhe zu treffen. New York City, wo die Häuser an den Wolken kratzen, die Stadt, die niemals schläft und wo bereits hinter der nächsten Häuserecke eine ganz andere Welt auf dich wartet. Doch Jenny ist enttäuscht, als sie nicht in Manhattan sondern in Queens oberhalb eines heruntergekommenen Diners bei Anne unterkommt – einer alten Bekannten ihres Vaters. Doch von der ehemaligen Hippie-Braut, die das Leben in vollen Zügen genoss, bleibt nunmehr eine spießige Frau, die ihre Aufgabe, auf Jenny aufzupassen, wirklich genau nimmt.

Auf einem ihrer Streifzüge lernt sie Leroy kennen – einen Fahrradkurier, den Anne bereits bei Jennys Ankunft fast überfahren hätte. Doch hinter Leroys Fassade verbirgt sich viel mehr, als ein einfacher Fahrradkurier erahnen lässt. Ein Poetry-Slammer, der auch bereits die Schattenseiten des Lebens erfahren hat. Jenny lässt sich auf eine Romanze ein, obwohl ihr Freund Zuhause auf sie wartet. Doch als ihre Gefühle stärker werden, beschließt sie Max zu verlassen und zieht nach einem Streit mit Anne vorübergehend bei Leroy ein. Doch hier spürt Jenny die dunkle Seite, die Leroy bisher vor ihr verborgen hat.

Mein Fazit:
„Der Himmel über New York“ ist eine schöne Geschichte über das Erwachsenwerden, den eigenen Lebensweg zu finden und die Liebe, welche einem doch auch manchmal die Sicht vernebeln kann. An einigen Stellen finde ich Jennys Wege unrealistisch und Leroy ggfs. etwas zu mysteriös gezeichnet – die Wahrheit ist dann weniger mysteriös…eine klare Enttäuschung, wie ich finde.
Mich als New York City-Fan haben dann noch die Brüche gestört, die inhaltlich nebenbei eingeflossen sind. So schließt die Aussichtsplattform nicht, wie im Buch beschrieben um 20 Uhr, sondern bleibt bis in die Nacht hinein geöffnet. Das ist auch bereits seit Jahren so. Wirklich weit entfernt von der jetzigen Zeit können wir aufgrund der Anspielungen auf das Ground Zero Memorial und Smartphones auch nicht sein. An der Stelle erwarte ich leider etwas mehr Recherche und Genauigkeit. Aber ansonsten war das Buch sehr angenehm zu lesen.

Verena Carl: Der Himmel über New York
Taschenbuch
Verlag: Planet Girl
Seiten: 256
ISBN-13: 978-3522502511

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48/2012 Alex Flinn: Beastly

Kyle Kingsbury ist der beliebteste Junge der ganzen Schule: Er sieht toll aus, sein Vater hat jede Menge Geld und alle beneiden ihn. Und Kyle ist sich seiner Stellung durchaus bewusst und zweifelt nicht im Geringsten daran, mit deutlichem Abstand zum Prinzen des Schulballs gewählt wird. Gutes Aussehen ist das A und O in Kyles Leben und so verachtet er alle, die nicht gut aussehen, ja er hält sich für etwas Besseres.
Als seine Mitschülerin Kendra ihn deswegen mit seinen Ansichten konfrontiert und ihn offen kritisiert, beschließt Kyle ihr eins auszuwischen. Obwohl er bereits mit dem heißesten Mädchen der Schule verabredet ist, fragt er Kendra, ob sie mit ihm zum Ball gehen will. Kendra willigt ein. Der Abend des Abschlussballs kommt und Kendra muss mitansehen, wie ihr Date bereits mit dem heißesten Mädchen der Schule auf der Feier erschienen ist, während sie vor der Türe steht und auf ihn wartet. Ein gefundenes Fressen für Kyle, der sich köstlich darüber amüsiert. Doch als Kyle in der Nacht sein Zimmer betritt, wartet Kendra bereits auf ihn und verflucht ihn. Kyle wird zu einer abscheulichen Bestie. Doch da er vor dem Ball noch eine gute Tat getan hat, indem er der Ticketverkäuferin eine Rose geschenkt hat, hat er noch eine Chance: Er muss innerhalb von zwei Jahren ein Mädchen finden, dass ihn wegen seiner inneren Werte liebt und die er aufrichtig liebt. Durch einen Kuss kann er sein Leben wieder zurückerlangen.

Kyle ist verzweifelt und als sein Vater ihn dann auch noch abschiebt, will er zunächst ganz aufgeben und sich seinem Schicksal hingeben. Doch sowohl die Haushälterin als auch sein Privatlehrer bieten ihm eine Stütze und helfen ihm, den richtigen Weg zu gehen.

Mein Fazit:
Man stelle sich vor der Glöckner von Notre Dame wird in das Internetzeitalter versetzt und statt in Paris mitten in New York City abgesetzt. Das umschreibt bereits ganz gut, worum es in diesem Roman geht. Alex Flinn gelingt es wunderbar, die altbekannte Geschichte vn Victor Hugo neu zu verpacken und mit vielen Eigenheiten auszustatten. Allein, dass die Geschichte in New York angesiedelt ist, machte mich schon wirklich neugierig. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Eine wirklich unterhaltsame und schnell zu lesende Jugendgeschichte, die zudem noch wirklich zum Nachdenken anregt. Man sollte den Roman qualitativ aber nicht mit Victor Hugo messen wollen – nicht vergessen, es handelt sich um einen Jugendroman :)

Alex Flinn: Beastly
Taschenbuch
Verlag: Bastei Lübbe
Seiten: 336
ISBN-13: 978-3843200691

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47/2012 Chimamanda Ngozi Adichie: Blauer Hibiskus

Kambili wächst als Tochter eines reichen nigerianischen Fabrikanten wohl behütet hinter dicken Mauern auf. Ihr Tag ist bis ins Detail durchgeplant und lässt neben einem kleinen bisschen Familienzeit keinen Raum für Freizeit oder Freunde. Doch Kambili kennt nur dieses Leben und unterwirft sich diesem daher ohne Bedenken. Ihr Hauptziel ist es, den Vater zu beeindrucken oder glücklich zu machen. Sei es dadurch, dass sie die beste Schülerin ihrer Klasse ist (etwas anderes kommt nicht in Frage) oder durch tiefe Gläubigkeit zu Gott.
Erreicht sie ihre Ziele nicht, so muss sie mit Konsequenzen rechnen, wie auch ihr älterer Bruder, der ihr einziger Freund ist. Denn selbst in der Schule wird sie als Schulhof-Snob bezeichnet.
Doch in Zeiten politischer Unruhen und Umstürze gerät auch Kambilis wohl geordnete Welt ins Wanken und die Mauern rund um ihr Zuhause fangen langsam an zu bröckeln. So darf Kambili das erste mal ohne Ihre Eltern mit ihrem Bruder zur Tante fahren. Ein wahrer Kulturschock für die 15jährige, die bisher nie im Haushalt mithelfen musste oder mit lockeren Regeln im Umgang mit dem Glauben konfrontiert wurde. Langsam beginnt sie, mehr und mehr Dinge zu hinterfragen und selbstständiger zu werden.

Mein Fazit:
Ich habe mich bisher recht wenig mit dem christlichen Missionarsgedanken auseinandergesetzt, was unter anderem auch in einem tiefen Unverständnis dafür begründet ist, Menschen einen anderen Glauben „aufzuzwingen“, weil man seinen für den einzig richtigen Handelt. Jeder Mensch sollte seinen Glauben behalten dürfen und frei entscheiden.
So ist jedoch „Blauer Hibiskus“ ein Roman, welcher mich wirklich zum Nachdenken angeregt hat: Über Religion/Glauben, Strafe, Liebe und Familie. Dabei hat Adichie es noch geschafft, mich wirklich gut zu unterhalten.
Aus meiner Sicht wirklich eine faszinierende Geschichte, die ich einfach nur weiterempfehlen kann!

Chimamanda Ngozi Adichie: Blauer Hibiskus
Taschenbuch

Verlag: btb Verlag
Seiten: 320
ISBN-13: 978-3442735723

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46/2012 Hakan Nesser: Die Perspektive des Gärtners

Nachdem ihre Tochter von einem unbekannten entführt wurde und die Polizei auch nach über einem Jahr noch im Dunkeln tappt, ziehen Winnie und Erik nach New York, um in einer gänzlich neuen Umgebung Abstand zu gewinnen und noch einmal neu anzufangen. Doch die Geister der Vergangenheit wollen nicht ruhen und verfolgen das Paar auch bis an diesen vom alten Europa so entfernten Ort.
Während Erik an seinem neuen Roman arbeitet und somit viel Zeit in der Bibliothek  verbringt, einem Ort, an dem er entspannen kann, widmet sich Winnie der Malerei, wofür ihr das heimische Atelier zur Verfügung steht.
Als Erik Winnie eines Mittags auf der Straße entdeckt und sie leugnet überhaupt außer Haus gewesen zu sein, beginnt Erik an seiner Frau zu zweifeln. Was verheimlicht sie ihm? Ist ihre psychische Lage doch wieder schlechter geworden und Erik muss einen Arzt einschalten? Oder stimmt es, was Winnie ihm sagt und die gemeinsame Tochter Sarah lebt doch noch?

Mein Fazit:
Man kann förmlich spüren, wie sich die Beziehung zwischen Winnie und Erik durch die Entführung der  kleinen Tochter verändert hat. Erik und Winnie sind sich kaum mehr nah und haben – wenn auch unausgesprochen – sogar die Übereinkunft sich nicht zu fragen, wie es dem anderen geht. Die seelischen Wunden sind so tief, dass eine Antwort darauf vermutlich jeden Tag zum gleichen Ergebnis führt. Für Winnie scheinbar eine untragbare Situation. Doch statt gemeinsam über den Verlust hinwegzukommen arbeitet jeder alleine an seiner Trauer, zum Teil mit der Hoffnung, dass die kleine Sarah doch noch lebt.
Neben dem sehr emotionalen Geflecht schafft es Hakan Nesser zudem sehr viel Spannung aufzubauen, so dass der Leser immer wieder auf eine falsche Fährte gelenkt wird: Steckt Erik vielleicht dahinter, weil er als einziger Augenzeuge der Entführung beigewohnt hat? Was verbirgt Winnie? Zeigen sich vielleicht irgendwo in der Vergangenheit seltsame Begebenheiten?

Mit der Auflösung selbst habe ich vorher tatsächlich nicht gerechnet, da hat mich Herr Nesser wirklich gut hinters Licht geführt!!

Hakan Nesser: Die Perspektive des Gärtners
Taschenbuch

Verlag: btb Verlag
Seiten: 320
ISBN-13: 978-3442740161

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44/2012 Steve Stern: Der gefrorene Rabbi

Essen und Fernsehen bestimmen den Alltag des Teenagers Bernie Karp. Doch als er eines Tages auf Nahrungssuche im elterlichen Keller in der Gefriertruhe neben Tiefkühlpizzas einen eingefrorenen Rabbi findet, verändert sich sein Leben komplett. Vater Karp bedenkt die Entdeckung seines Sohnes nur mit einem Schulterzucken und den Hinweis darauf, dass der Rabbi ein Familienerbstück und Glücksbringer sei. Ein altes Rechnungsbuch, leider komplett in Jiddisch verfasst, enthält zudem die gesamte Geschichte des ungewöhlichen Tiefkühlrelikts.
Nach einem Stromausfall passiert dann das unausweichliche und der Rabbi erwacht aus seinem Winterschlaf. Bernie versucht den kautzigen Gesellen in die heutige Zeit einzuführen und lernt dabei ein wenig über seine eigene Herkunft. Angestachelt von den wagen Informationen des Rabbi taucht Bernie nun auf eigene Faust in die jüdische Geschichte ein, lernt Jiddisch und liest gemeinsam mit seiner Freundin die Geschichte des Rabbi, die von Russland bis in die USA führt und gleichzeitig die Einwanderergeschichte seiner Familie widerspiegelt.
Bernie selbst erlebt das Judentum für sich, während der Rabbi gemeinsam mit Bernies Vater ein großes Kulturzentrum errichtet, in welchem den Gläubigen jedoch auch das Geld aus der Tasche geklaut wird.

Mein Fazit
Ich habe wirklich sehr lange gebraucht, bis ich dieses Buch endlich gelesen habe. Haben Titel und Klappentext mich doch zum Kauf animiert, so haben einige Kritiken anschließend für eine lange Wartezeit am unteren Ende meines SuB gesorgt. Vorneweg sei gesagt, dass ich von dem Buch etwas ganz anderes erwartet habe. Ich hatte mir irgendwie eine lustige Geschichte erhofft, die mich doch häufiger zum Schmunzeln bringt. Was ich bekommen habe war jedoch ein – für mich persönlich – sehr interessanter Einblick in einen Teil der Einwanderungsgeschichte in die USA sowie die jüdischen Wurzeln, die doch nach und nach in Vergessenheit geraten. Ein Schicksal, was vermutlich alle Religionen der Welt vereint.
Etwas hinderlich fand ich die häufig einfließenden jiddischen Begriffe, die selten direkt im Text sonst aber im Glossar erklärt werden. Während des Lesens im Glossar zu blättern ist doch sehr hinderlich für den Lesefluss.
Auf der anderen Seite habe ich hierdurch bei vielen Redewendungen einmal mehr deren Abstammung verstanden, was für eine Germanistin nicht uninteressant ist.

Doch was bleibt ist auf jeden Fall ein fahler Beigeschmack, denn wirklich flüssig ließ sich das Buch nie lesen. Ich habe – was für mich doch wirklich erstaunlich ist – 3 Wochen an diesem Buch gelesen. Bei der Seitenzahl eindeutig zu viel!

Steve Stern: Der gefrorene Rabbi
Hardcover
Verlag: Karl Blessing Verlag
Seiten: 496
ISBN-13: 978-3896674364

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